Kerkrade : Wie große Meister: Faust Quartett begeistert
Kerkrade Beim Eröffnungskonzert der neuen Saison in der Reihe „Orpheo”, Euriade-Podium für junge Künstler in der Aula Major der Abtei Rolduc, wartete das Faust Quartett Berlin mit einem Programm auf, das gestandenen Quartettvereinigungen Respekt eingeflößt hätte.
Die vier blutjungen Musikerinnen und Musiker Uta Kunert und Cordula Frick, Violine, Andreas Willwohl, Viola und Birgit Böhme, Violoncello, präsentierten sich bei Quartetten von Joseph Haydn, Bela Bartok und Robert Schumann als ein Ensemble, das auf jeglichen Anfängerbonus verzichten konnte und unter Beweis stellte, warum es bereits mehrere Wettbewerbe gewonnen hat.
Bei Haydns Quartett op. 76 Nr. 4 B-Dur ließen die vier gleich bei den ersten Tönen aufhorchen: Der originelle Beginn des reifen Werkes erklang so sensibel, feinnervig, mit genau austariertem Vibrato, dass Zweifel an der Qualität dieses Nachwuchsensembles erst gar nicht aufkamen. Sorgfalt bei Artikulation und Phrasierung sorgten für ein lichtes und transparentes Klangbild.
Neben dieser differenzierten Klanglichkeit brach sich auch jugendlicher Impetus Bahn, wenn die Mittelstimmen mit äußerster Intensität den melodieführenden Eckstimmen Paroli boten. Diese klangliche Intensität steigerte sich bis zu rabiater Kompromisslosigkeit bei der Wiedergabe von Bartoks in seinen Strukuren schwer zu erfassendem 4. Streichquartett, wobei die Präzision des Zusammenspiels ebenso bestach wie das Ausloten der verschiedenen Ausdruckscharaktere.
Vorbildlich erfasst
Nach der Pause dann Schumanns Quartett Nr. 3 A-Dur, dessen formale Strenge von den vier jungen Leuten vorbildlich erfasst und umgesetzt wurde. Der unruhige Variationensatz fand eine ebenso adäquate Wiedergabe wie das gesangvolle Adagio.
Sicherlich wird der Ton der Primaria Ute Kunert noch an Süße und Schmelz dazugewinnen, was dem gesamten Klangbild des Ensembles noch mehr Geschmeidigkeit verleihen wird. Ansonsten könnte dieses Konzert ein Beleg dafür sein, dass die Sorgen um den deutschen Musikernachwuchs unbegründet sind.
Das Auditorium klatschte einhellig begeisterten Beifall.