Aachen : Werner Janssen ruft Böll ins Gedächtnis zurück
Aachen Die Kunst stand im Mittelpunkt, und zwar nicht nur eine Ausdrucksform.
Werner Janssen, Literaturwissenschaftler aus Heerlen, in der ganzen Euregio mit verschiedenen Kulturprojekten aktiv, hat diesmal gleich drei Kunstformen vereint, um Heinrich Bölls Werk den heutigen Zeitgenossen wieder ins Bewusstsein zu rufen.
Texte von Böll standen am Freitagabend im Haus Heyden in Aachen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Vier Jahreszeiten” in einem konstruktiven Dialog mit Musik von Franz Schubert und Malerei von Ernst Wille.
„Werner Janssen wirft viel in unseren Alltag, es wirkt mit Nachhaltigkeit”, sagte Bernd Mathieu, Chefredakteur der Aachener Zeitung und der Aachener Nachrichten, zu Beginn.
Tatsächlich holte Janssen an diesem Abend Vergessenes wieder ins Gedächtnis zurück. Bölls Texte, häufig als überkommene Nach-kriegsliteratur verkannt, machen auch heute noch nachdenklich.
Die „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral” hat nichts von ihrer Aktualität verloren, ist in Zeiten von grenzenlosem Wachstum und gleichzeitig zunehmender Armut vielleicht bedenkenswerter denn je. Auch „An der Brücke”, bereits 1948 geschrieben, lässt den „Gläsernen Menschen” aufhorchen.
Nicht viel müssen die beiden Schauspielerinnen Jutta Schmidt und Isabell Carlson investieren, um Bölls Texte in ihrer Wahrheit und auch in ihrem Humor wirken zu lassen.
Musik von Schubert ist ebenfalls modern und längst nicht nur Melancholie. Andreas Frölich (Klavier), Boris Garlitsky (Violine), Alexander Zemtsov (Viola), Alexander Hülshoff (Cello) und Wolfgang Güttler (Kontrabass) präsentierten ein mitreißendes Forellenquintett, das gespickt war mit Kraft und Dramatik, aber auch viel Süße.
Ebenso begeisternd spielten sie das „Arpeggione” sowie das Trio für Violine, Viola und Violoncello.
Perfekter Rahmen
Die farbkräftigen Malereien, darunter drei sehr expressive Porträts von Böll, fügten sich in den Dialog ein und machten den Rahmen perfekt.
Janssen, der gerade unter dem Titel „Eine Blume zwischen den Trümmern” eine umfassende Werkanalyse seines Freundes Böll veröffentlicht hat, machte noch einmal deutlich, wo sich diese drei Künstler treffen: „Alle drei waren auf der Suche: Schubert nach seinem Ich, Wille nach der Urfarbe, Böll nach der Urhumanität”.
Letztlich führe sie alle nur der Dialog mit anderen Menschen ans Ziel, glaubt Janssen. Böll habe dies erkannt.