Aachen : Von der unerträglichen Leichtigkeit des Wachseins
Aachen Beifall schon zum Auftakt der Tanzperformance: Vielen Besuchern im Theater Aachen sind die Künstler aus St. Petersburg bereits ein Begriff.
Vor einem Jahr erst feierte das Do-Theatre hier Triumphe mit seiner bildersatten Produktion „Nonsense” die jetzt eine Wiederaufnahme erlebt.
Auch „Hopeless Games” und „Birds Eye View” waren große Erfolge. Am Wochenende konnte das Publikum eintauchen in „Sleep...less...ness”, in die Albtraumwelt einer Schlafklinik, in der geisterhafte Gestalten eins werden mit ihren Nachtmahren, rastlos auffahren aus kurzem Schlaf und sich in beängstigenden wie burlesken Metamorphosen zu verlieren scheinen.
Mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit führt das „Körpertheater” aus St. Petersburg die gebannten Zuschauer in ein nächtliches Geisterhaus voller unheimlicher Geräusche, Spiegelungen und verzerrter Wahrnehmung.
Wasserrauschen und stetiges Tropfen vermischen sich mit Musik und Stimmen, Klingeln und Schreien , ein Gazeschleier suggeriert mittels Videoeinspielungen eine verzerrte Realität voller Irrlichter und verschobener Dimensionen.
Die auftauchenden Figuren können Pfleger, Schwestern oder Patienten sein, Ärzte oder Wahnsinnige, Putzfrauen verwandeln sich in Hexen, Besucher in Folterer. Ein metallenes Bettgestell, eben noch Versteck oder Liebeslager, wird zum Baldachin oder zum Zaun.
Die russische Tanz-Compagnie, die längst internationales Renommee genießt, besteht aus ihrem Stamm-Trio, dem Theaterleiter Evgeny Kozlov, der auch „Sleep... less...ness” erdacht und choreografiert hat, seiner Frau Irina Kozlova und Alexander Bondarev sowie der jungen Julia Tokareva und dem deutschen Gast Antje Schur.
Das fünfköpfige Team fasziniert durch akrobatische Körperbeherrschung, anarchischen Witz und inspirierende Bilder, die bei jedem Zuschauer ganz eigene Assoziationen hervorrufen.
Zwischen Nachtmahr, Schlaflosigkeit und irrwitziger Realität lassen die „Traumtänzer” eine quälende Zwischenwelt erstehen, die Nachtseite unseres Lebens, die in unruhigen Träumen voller Angst und Gewalt aufzuckt.
Kommt am Ende ein Erwachen? Eine junge Frau liegt im sonnigen Fenster, davor neugierige Gesichter. Wie auf dünnem Eis bewegen sich Menschen zaghaft auf Schlittschuhen, und es tröpfelt wieder.
Die getanzte „unerträgliche Leichtigkeit des Wachseins” erhielt tosenden Beifall - leider blieben etliche Plätze in den Kammerspielen unbesetzt.