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Jandia: Vom Techniker in Aachen zum Lebenskünstler auf Fuerteventura

Jandia : Vom Techniker in Aachen zum Lebenskünstler auf Fuerteventura

Als gelernter Schiffsbautechniker verließ Sigi Fröhlich vor fast 25 Jahren Deutschland. Lange lebte er in der Karibik, in der Türkei und in Österreich. Dann aber verliebte er sich in die Kanareninsel Fuerteventura und fand dort seine neue Heimat.

Fröhlich ist ein Mann, der seinen eigentlichen Beruf hinter sich ließ und seitdem mit und von seinem Hobby lebt, der Malerei. Gerade in der Vorweihnachtszeit hat der Wahl-Insulaner Hochkonjunktur.

Das, was er sich in Jahrzehnten an kunsthandwerklichem Können angeeignet hat, gibt er im Atelier einer großen Ferienanlage (Robinson Club Playa Esquinzo) an interessierte Touristen weiter. Und viele nutzen seine Hilfe, um noch schnell ein selbst gefertigtes Weihnachtsgeschenk mit nach Hause zu bringen.

Für manche ist die Malerei unter Anleitung des 59-Jährigen der erste Einstieg in die eigene künstlerische Kreativität. Einer von ihnen ist der ehemalige Bundesliga-Torwart Rudi Kargus, der auch fast 20 Jahre nach seinem Ausscheiden aus seiner aktiven Laufbahn noch als bester „Elfmeterkiller” gilt.

„Rudi Kargus kam vor Jahren und sagte zu mir "Sigi, ich möchte gern malen lernen!”, erinnert sich Fröhlich. Heute malt Kargus, der bei Hamburg wohnt, längst ohne fremde Hilfe große Bilder und stellt sie aus. „Sigi gab mir die Initialzündung”, bestätigt der frühere Profifußballer, der später noch die Kunstschule in Hamburg-Blankenese besuchte (http://www.rudi-kargus.de).

„Jeder sollte malen dürfen”, sagt Fröhlich und ärgert sich über Künstler, die ihr Wissen lieber für sich behalten. „Ich habe schon Freudentränen erlebt, wenn Gäste ihr erstes eigenes Bild in der Hand hielten.” Doch er lässt nicht nur malen. An die 2500 Werke stammen aus eigener Arbeit, und er gibt gern zu, dass er dabei auch den Spagat zwischen Kunst und Kommerz wagt. „Unter den Bildern, die ich verkaufe, sind durchaus auch Auftragsproduktionen”, verrät Fröhlich. „Zu den beliebtesten Motiven gehören die weiten weißen Sandstrände von Fuerteventura mit den sanften Bergen und den einmaligen Farbschattierungen im Hintergrund.”

Das, was die Touristen als Bild in Acryl mit nach Hause nehmen, hat Sigi Fröhlich jeden Tag live. Gemeinsam mit einem argentinischen Maler wohnt er auf einer alten spanischen Finca im Landesinneren. Beide betreiben dort eine Galerie. Sein Aufenthalt in vielen Ländern der Welt brachte es mit sich, dass seine Bilder und Reliefs außer in Europa auch in Südamerika, Puerto Rico, auf den Jungfraueninseln und der Türkei hängen. Er arbeitet in Öl, Acryl, Aquarell, Pastell, mit Sand und mit Holz. Besonders schätzt er ausgefallene Formate. Und immer wieder macht sich der Einfluss seiner Reisen in zum Teil exotische Länder bemerkbar.

Zu Weihnachten setzt er aber auf deutsche Tradition: „Dann gibt es eine Gans, mit Knödeln und Blaukraut.” Allerdings nicht mit Schnee oder Schmuddelwetter, sondern bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse seiner Finca.

„Ich sehe mich nicht als Aus-, sondern als Umsteiger”, sagt der Mann, dessen Techniker-Laufbahn einst bei der Bundeswehr in Aachen begann und der sein Leben heute mit niemandem tauschen möchte. Er ist fast wunschlos glücklich. „Das einzige, was mir fehlt, ist eine Partnerin”, sagt Fröhlich.