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Düsseldorf: Udo Jürgens in Düsseldorf: Leichtigkeit ein wenig abhanden gekommen

Düsseldorf : Udo Jürgens in Düsseldorf: Leichtigkeit ein wenig abhanden gekommen

Es ist die Geschichte vom Achtzigjährigen, der nicht einfach verschwinden will, sondern auf die Bühnen geht, weil er die Idee von der Weltverbesserung noch nicht aufgegeben hat. Wenige Wochen nach seinem 80. Geburtstag und dem fünften Bambi für sein musikalisches Schaffen, nimmt Udo Jürgens wieder alle Energie — davon hat er nach wie vor reichlich — für eine Bühnenshow zusammen.

Auch an diesem Konzertabend in Düsseldorf geht es wieder darum, die gut 5000 Menschen in der bestuhlten, restlos ausverkauften Mitsubishi Electric Halle nicht nur bestens zu unterhalten, sondern vielleicht auch ein wenig nachdenklicher zu machen.

Der Routinier, der vom Pepe Lienhard Orchester musikalisch exzellent unterstützt wird, schwächelt zu Beginn ein wenig, singt nicht immer direkt ins Mikro und nuschelt ein wenig, so dass der Gesang nicht immer ganz verständlich ist.

Er geht nicht den dramaturgisch sicheren Weg, indem er zunächst die Fangemeinde mit bewährten Klassikern in Stimmung versetzt. Den Mitklatsch-Hits von „Ich war noch niemals in New York“ über „Ein ehrenwertes Haus“ und „Aber bitte mit Sahne“ bis „Es wird Nacht, Senorita“, bei denen sich zahlreiche Fans bis an die Bühne drängen, ist die zweite Konzerthälfte vorbehalten. Zunächst heißt es dem zuhören, was Jürgens thematisch „mitten im Leben“ so umtreibt. Einerseits erweist er sich als stilsicherer Interpret, der dem Schlager durchaus inhaltliche Anspruch verleihen kann, andererseits scheint es aber auch, dass ihm seine charmante Leichtigkeit irgendwie abhanden gekommen ist. Stattdessen ist mehr moralinsaure Verbissenheit angesagt. Jürgens gefällt sich offenbar in der Rolle des zornigen alten Manns, der mit Liedern wie „Der gläserne Mensch“, „Die Krone der Schöpfung“ oder „Der Mann ist das Problem“ gegen Ignoranz, Gier, Intoleranz und Verschwendung protestieren will und vielleicht auch muss.

Biografisch rückblickend gibt er zu, in seinem eigenen (Familien-)Leben manches falsch gemacht zu haben, aber heute gilt für ihn die Devise vom „Ich bin dafür“ dagegen zu sein. Nach frenetischem Applaus gibt es einige Zugaben sowie den obligatorischen „Rausschmeißer“ im weißen Bademantel. Allerdings stimmt Udo Jürgens mit „Zehn nach elf“ jetzt sehr besinnliche Töne an, reflektiert die Einsamkeit eines Showstars während einer Tournee. Dennoch steht er mit seiner musikalischen Mission am 7. November in Oberhausen erneut auf der Bühne.