Aachen : „Träume aus Licht 2“ im Das Da Theater Aachen
Aachen Mittlerweile wird ja von fast jedem erfolgreichen Hollywoodfilm eine Fortsetzung gedreht. Auch das Aachener Das Da Theater hat sich nach all dem Lob im vergangenen Jahr für die musikalische Hollywood-Kino-Musik-Revue „Träume aus Licht“ in dieser Spielzeit zu einer Folgeproduktion entschieden. „Wir hatten tatsächlich noch viele Melodien und Lieder, die es damals nicht ins Stück geschafft haben und um die es schade war“, sagt Intendant, Mitautor und Regisseur Tom Hirtz.
Doch, und diese gute Nachricht vorweg, bei „Träume aus Licht — Klappe, die Zweite“ handelt es sich nicht um eine bloße Fortsetzung des Erfolgskonzeptes vom Vorjahr. War es damals noch das Kino als Gastraumkulisse und das Filmstudio als Bühnenort, gibt diesmal eine fiktive Filmpreisverleihung die Szene vor. Überall dabei: die zum Leben erweckte mannshohe Lampe (geführt von Michelle Bray), die Pixar für seine Filme so liebevoll animiert hat und die sich hier gerne in den Vordergrund spielt (und dabei häufig das Publikum blendet).
Zwei riesige, sich drehende Filmrollen dominieren die Bühne, auf der der Gastgeber des „Orbit 2013“ (Tobias Steffen) die Nominierten für den Preis für das Lebenswerk verkündet. Ein Nominierter ist Schauspieler, heißt Larry O’Reilly und ist unbekannt. Deshalb dient die folgende Stunde der cineastischen Spurensuche. O’Reilly habe, so der rote Faden von „Träume aus Licht 2“, in zahlreichen Filmklassikern und Blockbustern mitgewirkt, allerdings stets im Hintergrund. Wer gut aufpasse, könne ihn an seiner Brille erkennen. Dieser weltberühmte Niemand hat ein reales Vorbild: Jesse Heiman ist als Statist in mehr als 150 Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen gewesen. Ein Zusammenschnitt all seiner Auftritte als Youtube-Video machte ihn 2011 weltberühmt. Insofern inszeniert Hirtz mit „Träume aus Licht — Klappe, die Zweite“ quasi das Pendant zum Youtube-Video, einen Zusammenschnitt von Filmzitaten und unvergessenen Szenen und Melodien. Und überall stößt man auf die schwarze Brille . . .
Adele (Rebecca Selle) ist mit ihrem Oscar-Song „Skyfall“ zu hören, bei „Hair“ singt das komplette Ensemble in wunderbaren Hippie-Klamotten ein Medley aus Hits von „Aquarius“ bis „Let the sunshine in“. Dann donnert die vierköpfige Liveband Wagners Walkürenritt aus den Boxen: „Apokalypse now“, während die Helikopter im Tiefflug über die Leinwand brettern. Filmprojektionen, Bühnenbild und Kostüme werden so zu einem echten Hingucker, immer stimmig, immer perfekt.
Spätestens als Brad (Tobias Steffen) und Janet (Mona Luana Schneider) in die „Rocky Horror Picture Show“ stolpern und Phi-lipp Scholz als Dr. Frank N. Furter in Strapsen und hochhackigen Schuhen „Sweet Transvestite“ performt, hat die Revue das Publikum voll gepackt. Die einzelnen Filmausschnitte und Songs bilden einen fesselnden Sog: „Dirty Dancing“, „Rocky“ und „Das Leben des Brian“ reißen mit.
Und auch die charmanten Einfälle aus dem ersten Teil tauchen vermehrt auf. So bleiben die drei Boxer (Simon Jakobi, Mike Kühne und Tobias Steffen) aus der „Rocky“-Szene für den Song „Always Look on the Bright Side of Life“ einfach in den Seilen hängen, statt wie im Originalfilm von Monty Pythons an Kreuzen zu hängen.
Wenn Melodien nur angespielt werden, geht bei den Zuschauern das Kopfkino los. Das „Dschungelbuch“ wird nahtlos zum „Tarzan“-Musical, wo Tobias Steffen als Parodie auf Alexander Klaws selig an der Liane hängt. Rebecca Selle, Mona Luana Schneider, Michaela Spänle und Elena Lorenzon schmachten wunderbar lasziv „Big Spender“, bevor letztlich der „Orbit 2013 “ an O’Reilly geht. Dessen Dankesrede ist überraschend: Der Schauspieler ist stumm. Schon deshalb hätte er nie ein Megastar werden können. In Gebärdensprache (und mit Stimme aus dem Off) ruft er dazu auf, die unersetzlichen Menschen in der zweiten, dritten und letzten Reihe nicht zu vergessen: „Ich widme den Preis all denen, die nie gesehen werden.“ „Träume aus Licht 2“ allerdings verdient es, von vielen gesehen werden.