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Fotoausstellung im Kultur-Forum Eurode-Bahnhof: Thomas Brenner, wie er die Welt verwandelt

Fotoausstellung im Kultur-Forum Eurode-Bahnhof : Thomas Brenner, wie er die Welt verwandelt

„Inszenierte Photographie“ lautet der Titel einer spannenden Ausstellung, die jetzt im Kunsthaus Eurode-Bahnhof Herzogenrath zu sehen ist. Der Fotograf Thomas Brenner stellt dabei die Welt auf den Kopf.

Seine Fantasie ist unerschöpflich. Seine Welten sind atemberaubend, irritierend und verstörend. Mit einem wendigen Schattenheer schreitet der Fotograf Thomas Brenner (60) aus Kaiserslautern künstlerisch dort ein, wo er Missstände spürt, Ungerechtigkeit sieht, übles gesellschaftliches Verhalten beobachtet. „Inszenierte Photographie“ lautet der Titel einer spannenden Ausstellung im Kunsthaus Eurode-Bahnhof Herzogenrath, die am Sonntag, 16. Januar, 12 Uhr, eröffnet wird und bis zum 20. Februar zu sehen ist.

Der Künstler stammt aus Wiedenbrück in Westfalen, hat in Essen Kommunikationsdesign studiert und ist freiberuflicher Fotograf, wenn er nicht gerade mit Studierenden an der Fachhochschule Trier arbeitet, wo er einen Lehrauftrag erfüllt.

Die in Herzogenrath ausgestellten großformatigen Fotografien lassen sich mit eingefrorenen, von eigenartigen Wesen bevölkerten Theater-Szenen vergleichen. Brenners Bühne ist die Welt mit ihren Absurditäten, den täglichen Dummheiten, der Gier, der Bosheit und tief sitzenden Unzulänglichkeit. Er spielt mit diesem Wissen, holt es an eine manchmal knallbunte Oberfläche, gibt ihm Gestalt. Durch einen Kreis begeisterter Mitstreiter gelingen ihm dabei Momentaufnahmen einer versteckten Sphäre  – faszinierend und erschreckend.

Als „Regisseur“ lenkt er das Licht in vielfach spielerischen, oft statischen Momenten auf die Kernidee eines Motivs. Da stehen vermummte Gestalten wie Statuen in einer rätselhaften Kulisse. Was passiert im nächsten Moment? Dabei pflegt Brenner überall einen hohen ästhetischen Standard, seine Arbeiten sind schrecklich perfekt. „Das Leben ist trügerisch“, stellt er nachdenklich fest und lässt weiß umwickelte Mumien aus einem Gräberfeld springen, grell beleuchtet. Die Lebenden stehen im Schatten.

Brenner verwandelt gern ein Stück Welt, erarbeitet sich ein Motiv. So hat er im Stadtgarten von Kaiserslautern aufgelassene Flächen genutzt, um Pistolen aus Gras, kleine Menschen aus Korn wachsen zu lassen – eine stumme Demonstration für den Frieden. „Ich finde häufig Orte, die mich bewegen“, sagt er, der vom braunen Matsch in die Plastikwelt eines Kaufhauses springen kann. Erstickende Stoffberge würgen die Models.

Brenner geht nah heran – an die fatalen Eigenschaften des Menschen, die Erfahrungen, dass Schwächere häufig gnadenlos niedergetrampelt werden, grenzlose Gewinnsucht dazu führt, dass man nicht gemeinsam ein Ziel verfolgt, sondern alles verdirbt: Ein leuchtender Stein soll auf einem Floß bewegt werden, aber die finsteren Gruppen zerren das Floß in gegensätzliche Richtung. Das wird dann wohl nichts!

Mit solchen Impressionen geht er gern in den öffentlichen Raum, wo selbst Nicht-Museumsbesucher ihnen begegnen – in Herzogenrath sind die Banner am Ferdinand-Schmetz-Platz aufgespannt.

Im Bahnhof: die Mitte des ersten Raumes wird beherrscht von einem offenen Sarg und der Einladung zum „Probeliegen“ samt einer Tafel für die letzten Wünsche. Ob sie sich morgen füllt? Kreide liegt bereit.