Aachen : Theissen: Formel 1 ist für die Serie nützlich
Aachen Ein Auto hat vier Räder, einen Motor und einen Markennamen. So weit kommt jeder, wenn er über das Thema „Auto” nachdenkt. Wesentlich tiefgründiger geht es dieser Tage beim 13. Aachener Auto-Kolloquium zu, das am Dienstag eröffnet wurde.
„In Deutschland hängt jeder siebte Arbeitsplatz direkt oder indirekt mit dem Auto zusammen”, formuliert Leopold Mikulic, Chef der Motorentwicklung bei Mercedes-Benz, die Bedeutung der Automobilwirtschaft für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Bis morgen werden zu den unterschiedlichsten Aspekten der Schlüsselindustrie mehr als 100 Vorträge gehalten, die dann von den Fachleuten intensiv diskutiert werden. Und ganz nebenbei ist das Kolloquium mit seinen 90 Ausstellern und 1600 Teilnehmern der Rahmen für Autoleute, Zulieferer und Entwicklungs-Dienstleister, über neue Technologien ins Gespräch zu kommen und auszuloten, wie man bei welchen Projekten zusammenpasst.
Lob für die Region
Wohin geht die Entwicklung bei Benzin- und Dieselmotoren? Welche neuen Antriebsarten kommen in den nächsten Jahren? Was wird aus den Hybridautos, die mehr als eine Antriebsquelle nutzen? Und wie wird Autofahren in 50 Jahren aussehen? Die „Nachrichten” waren vor Ort, um mit drei herausragenden Persönlichkeiten zu sprechen.
Mario Theissen, Motorsportchef bei BMW, erklärte, wozu die Formel 1 wichtig ist. „So ein Motor ist auf Höchstleistung ausgelegt. Darum forschen wir an immer haltbareren Materialien. Derlei Erkenntnisse kommen dem Autobau natürlich zugute.” Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für ihn die Optimierung von Organisationsprozessen. Erst 1997 ist BMW in den Formel-Sport zurückgekehrt: „Wir haben bei Null angefangen und ideale Arbeitsabläufe geschaffen, Synergien entdeckt, die wir nie für möglich gehalten hätten”, sagt der Mann aus Monschau-Höfen, „das lässt sich auf den Serienbau übertragen.”
Markenpositionierung
Ein Grund mehr also für ihn, in Aachen auszuloten, wo die Konkurrenz steht, welches Know-how er mit nach München zurücknehmen kann.
Ford-Chef Bernhard Mattes geht es um das Thema Markenpositionierung. „Wir bauen Autos von hervorragender Qualität, aber nur wenige nehmen das so wahr. Ich stelle Strategien vor, wie wir das Image der Marke Ford verbessern.” Großes Lob verteilt der Boss an die RWTH und die vielen daraus entstandenen Entwickler und Zulieferer der Autoindustrie in Aachen: „Die Region hat ein gewaltiges Potenzial - auch das war einer der Gründe, warum wir uns dazu entschlossen haben, das Ford-Forschungszentrum nach Aachen zu bringen.”
In der Zukunft andere Antiebsarten
Die Region kann was - das sieht auch Mikulic so. Nicht ohne Grund lassen die Stuttgarter Autobauer mit dem Stern viele ihrer Motoren hier teils entwickeln, teils testen: „Im Motorbau tun sich neue Felder auf - zum Beispiel die Wiederentdeckung des Diesels in Amerika, die sehr viel robustere Motoren von uns verlangt - und hier fühlen wir uns alle gut aufgehoben.”
Auch in einem halben Jahrhundert - so die Prognose der Herren - werden wir noch ganz individuell fahren, aber mit anderen Antriebsarten. Gerne dürfte das der Wasserstoffantrieb sein; „zwischenzeitlich werden aber Erdgasautos der große Hit sein”, glaubt Mikulic.