Oper in Düsseldorf : Traumwandlerischer Bellini
Düsseldorf Johannes Erath bringt die Belcanto-Delikatesse „La Sonnambula“ in einer Neuinszenierung an der Deutschen Oper am Rhein stimmungsvoll und auf beachtlichem Niveau auf die Bühne.
Vincenzo Bellinis feinnervige, musikalisch und szenisch jedoch heikle Belcanto-Delikatesse „La Sonnambula“ (Die Nachtwandlerin) ist derzeit an der Deutschen Oper am Rhein in einer durchdachten und stimmungsvollen Neuinszenierung auf beachtlichem Niveau zu erleben.
Die bisweilen verworrenen, handlungsarmen und übermächtig auf die Gesangskünste der Protagonisten zugeschnittenen Opern Bellinis stellen die Fantasie des szenischen Teams und erst recht die vokalen Qualitäten des Ensembles auf eine harte Probe, um die meist dreistündigen Abende in Spannung halten zu können. In Düsseldorf setzt Regisseur Johannes Erath zusammen mit dem Bühnenbildner Bernhard Hammer und dem Video-Künstler Bibi Abel auf eine traumhaft verklärte Nachtstimmung. Die Figuren agieren in einem Dämmerlicht, im Hintergrund flimmern Videoeinblendungen, in denen die Titelheldin, Ballerinen und andere Traumgestalten über die Dächer einer imaginären Stadt schweben.
Ein schönes Ambiente für die Geschichte Aminas, die als Schlafwandlerin unbewusst in einem fremden Bett landet und die Hochzeit mit ihrem verständlicherweise erzürnten Bräutigam gefährdet. Zum Glück schließt die Oper mit einem versöhnlichen Ende. Erath lässt die gesamte Dorfgesellschaft an dem pikanten Treiben teilhaben, so dass es auf der Bühne oft so eng zugeht, dass die Protagonisten optisch in den Hintergrund gedrängt werden. Zumal die an sich fantastischen Video-Sequenzen die Reizüberflutung noch fördern.
Die maßgebliche Energie jeder Bellini-Produktion geht jedoch ohnehin von den gesanglichen Leistungen aus. Maestro Antonino Fogliani am Pult der Düsseldorfer Symphoniker führt so einfühlsam durch den Abend, dass sich die Sänger entspannt entfalten können. Das kommt natürlich insbesondere der Sopranistin Stacey Alleaume in der Titelrolle der Amina zu. Eine Partie, die Bellini stilistisch extrem facettenreich ausstattete. Vielfältige Anforderungen, die die Australierin mit Ausnahme einiger angestrengter Spitzentöne eindrucksvoll bewältigt.
Nicht minder überzeugt Heidi Elisabeth Meier in der kaum weniger anspruchsvollen Rolle ihrer Nebenbuhlerin Lisa. Edgardo Rocha als Bräutigam Elvino verfügt einen hellen, flexiblen, allerdings auch etwas engen Tenor. Und Bogdan Taloş erweist sich für die Partie des wieder aufgetauchten Grafen Rodolfo als Kavalierbariton erster Güte.
Spieldauer: ca. 3 Stunden, eine Pause. Die nächsten Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf sind am 15., 18. und 24. März.