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Köln: „Teures Tierchen, liebes Füchschen”: Hannelore Elsner liest

Köln : „Teures Tierchen, liebes Füchschen”: Hannelore Elsner liest

80 Minuten reichen nicht für ein Leben, geschweige denn für zwei.

Dennoch schafften es die Schauspieler Hannelore Elsner und Ralf Harster am Samstagabend im Kölner Museum Ludwig, das Künstlerpaar Gabriele Münter (1877-1962) und Wassily Kandinsky (1866-1944) in dieser Zeit lebendig werden zu lassen.

Im Rahmen der 4. lit.Cologne lasen die Darstellerin der TV-Kommissarin Lea Sommer und das Ensemble-Mitglied des Schauspiels Köln aus dem Briefwechsel der beiden.

Münter und Kandinsky waren 1911 maßgeblich an der Gründung der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter” beteiligt.

Er schuf den Titel-Holzschnitt für den gleichnamigen Almanach, der Kunstgeschichte schrieb. Sie stiftete 1957 dem Münchner Lenbachhaus mehr als 90 seiner Ölbilder und 330 Zeichnungen sowie eigene Gemälde und Arbeiten ihrer Kollegen aus der Zeit vor 1914 - und verschaffte damit dem Museum Weltgeltung.

Die ausverkaufte Veranstaltung „Hannelore Elsner im Schatten des Blauen Reiters” zu nennen, war aus Gründen des Bekanntheitsgrads zwar verständlich, aber dennoch ein wenig unfair.

Obwohl sich Ralf Harster gelegentlich versprach, passte seine volle, mitunter ironische Stimme gut zu den mal atemlos-gefühlvollen, mal wütend-beklommenen Tönen, die Elsner den Münterschen Sätzen entlockte.

Als sich die Malerin und der Maler begegnen, ist sie seine Schülerin und er ihr Lehrer. Sie ist 25, er elf Jahre älter. Sie ist ledig, er seit 1892 mit seiner Cousine Anna verheiratet.

Die Liebe kümmert das kein bisschen. 1903 verloben sich beide heimlich und gehen erst einmal auf Reisen, 1908 werden sie heimisch in Murnau, zwischen München und Garmisch.


Die Briefe ihrer ersten Trennung - er reist 1910 nach Moskau und Odessa, sie bleibt zurück - sind geprägt von Angst, Ungeduld und Missverständnissen. Mal ist sie eifersüchtig, mal ist er verstimmt.

Dann Versöhnung, Zärtlichkeit, Liebkosung. „Teures Tierchen, liebes Füchschen”, nennt er sie. „Mein Einziges, ganz Liebes, ich möchte dir den ganzen Tag schreiben oder mit dir sein”, schmachtet sie zurück.

Ella und Was, wie sie einander nennen, diskutieren brieflich über Skizzen, Stilleben und Studien, aber auch über so prosaische Dinge wie Zahnschmerzen, Ärger mit der Hausmeisterin oder Kopfweh von zuviel Kaviar.

1911, als sie unterwegs ist und er daheim bleibt, hat sich die Liebe schon deutlich abgekühlt...