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Aachen: Suermondt-Ludwig-Museum: 120 Bilder des Fotografen Dennis Stock

Aachen : Suermondt-Ludwig-Museum: 120 Bilder des Fotografen Dennis Stock

Seine Bilder sind weltberühmt, viele davon Ikonen der Fotografiegeschichte, millionenfach reproduziert: James Dean mit Schiebermütze und rätselhaft rebellisch-melancholischem Blick im dämonischen Spiel von Licht und Schatten oder mit hochgeklapptem Mantelkragen und Zigarette im Mundwinkel im Regen auf dem New Yorker Times Square.

Poster davon schmückten unzählige Jugendzimmer auf der ganzen Welt. Doch wenn der Name des Urhebers heute fällt, dann bringen ihn selbst Menschen vom Fach nicht damit in Verbindung: Dennis Stock. Dennis Stock?

„Die Erinnerung an einen bekannten Unbekannten“, nennt denn auch Sylvia Böhmer, Kuratorin am Aachener Suermondt-Ludwig-Museum, die seit 20 Jahren hier Foto-Ausstellungen präsentiert, ihren neuen „Coup“. So darf man die überraschende, herausragende Schau „Time is on your side — Dennis Stock“ mit 120 Aufnahmen aus den 50er bis 70er Jahren durchaus nennen: Fotografie-Fans in unserer Region — und nicht nur die — können derzeit nur so dahinschmelzen angesichts auch der anderen begeisternden Ausstellung, die gerade stattfindet: die Retrospektive von Elliott Erwitt, die erst am Wochenende im KuK in Monschau eröffnet worden ist.

Erwitt und Stock — beide verbindet vieles: der gleiche Jahrgang, beide Fotografen der Agentur Magnum, die gleichen Sujets, der sensible Blick für das Außergewöhnliche im Alltäglichen, ein subtiler Humor, eine aufregende Zeit im Hintergrund — na, und jetzt auch noch die Foto-Leidenschaft von so hervorragenden Ausstellungsmacherinnen wie Nina Mika-Helfmeier vom KuK und Sylvia Böhmer.

Aufgewachsen als „frecher Straßenjunge in den Bronx“, wie er sich selbst gerne bezeichnete, als 16-Jähriger von zu Hause abgehauen und den Navys beigetreten, avancierte dieser Nobody, der vom Fotografieren anfangs so viel verstand wie eine Kuh vom Eislaufen, zu einem der berühmtesten amerikanischen Fotografen der Nachkriegsgeschichte.

Dass man Schnappschüsse für einen Dollar an Freunde weiterverkaufen konnte, das gab den Ausschlag, solche Gelegenheiten zum Beruf auszubauen. Die Initialzündung zur Weltkarriere als Fotograf gab ein Wettbewerb der Zeitschrift „Life“, den Stock gewann mit einem eindrucksvollen Bild-Essay über Immigranten aus Polen und Deutschland, die nach dem Krieg 1951 im Hafen von New York landeten.

Die Hoffnung auf eine bessere Welt, die Verzweiflung darüber, alles zwangsweise zurückgelassen zu haben, die Freude über die gelungene Ankunft — all das spiegelt sich in den Gesichtern. Zehn Aufnahmen aus dieser Serie eröffnen den Rundgang durch eine fesselnde Ausstellung.

Von Magnum-Mitbegründer Robert Capa nach Hollywood geschickt, suchte Stock in der Glamourwelt das wahre Gesicht der Menschen hinter den Masken und großen Posen der Stars und fand zu heute noch anrührenden Porträts von so vielen wie Audrey Hepburn, Marilyn Monroe und eben auch James Dean, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verband. Seine berühmten Fotos von ihm entstanden Monate vor dessen Tod — sie wurden zu einem Vermächtnis.

Das amerikanische Lebensgefühl, die Hippiebewegung mit all den jungen Menschen, von denen dieser Fotograf fasziniert war, dass sie überhaupt noch Ideale und Visionen hatten, die Welt des Jazz mit ihren berühmtesten Protagonisten in rauchgeschwängerter Atmosphäre — all das konzentrierte Dennis Stock in überzeitlichen Bildern mit dem großen Respekt vor allen Menschen, die ihm dabei begegneten — vom Namenlosen bis zum Weltstar,