Berlin : Strudel auf drei Zeitebenen: Nicole Kidman spielt Virginia Woolf
Berlin Der muntere Starreigen im Wettbewerb der 53. Berlinale geht weiter. Noch eine Adaption, noch ein raffiniertes Spiel mit Autoren und Lesern, mit Meryl Streep und Nicole Kidman.
Das Meisterwerk „The Hours” zeigt Virgina Woolf und zwei weitere Frauen in verschiedenen Epochen unter der Last des Lebens.
Virgina Woolf wollte in ihrem Roman „Mrs. Dalloway” das ganze Leben einer Frau an einem Tag zusammenfassen. Regisseur Stephen Daldry („Billy Elliot”) bringt in weniger als zwei Stunden die Leben von drei Frauen auf den (Tief-)Punkt.
Der furiose Strudel der Emotionen auf drei Zeitebenen konzentriert sich dabei vor allem auf die schweren Zeiten.
Während Virginia Woolf (Nicole Kidman) unter Kontrolle ihres Mannes Leonard und der Ärzte nur mit Mühe an ihrem Roman „Mrs. Dalloway” arbeitet, kämpft die blasse, unsichere Leserin Laura (Julianne Moore) 1951 mit einem Geburtstagskuchen für den ungeliebten Mann.
Trübsal der Rolle hatte eine große Wirkung
Clarissa Vaughan (Meryl Streep), eine moderne Mrs. Dalloway, bereitet 2001 eine Party für ihren aidskranken, gerade mit einem Literaturpreis ausgezeichneten Ex-Mann vor.
Nicole Kidman, die hinter einer aufgeklebten Nase nicht zu erkennen ist, hat sich noch in der Schule bei „Mrs. Dalloway” gelangweilt.
Beim Dreh wurde sie so vom schweren Trübsal ihrer Figur ergriffen, dass diese Gefühle sie auch abseits des Sets verfolgten.
Die Geigen der Komposition von Philipp Glass treiben immer wieder einen Wirbel an, der drei Leben miteinander verquickt.
„The Hours” sind die Stunden, die ein Leben ergeben, allerdings kein besonders fröhliches. Die lachende Schar, die Virginias Schwester bei einem Besuch umgibt, wird mit „trivial” und „öd” beschrieben.
Vielleicht zeigen sich schon die Probleme eines Wettbewerbs, den Direktor Dieter Kosslick als nicht sehr komisch einschätzte, aber man will den furchtbar leidenden Damen öfters zurufen: „Besorgt euch ein Hobby, hört auf zu jammern.”
Abgesehen davon bietet „The Hours” exzellentes Kino, wunderbar zusammen gebrachte Geschichten, Schauspielkunst auf höchstem Niveau. Ein trauriges Vergnügen.