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Aachen/Düren: Strafprozess geplatzt

Aachen/Düren : Strafprozess geplatzt

Der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer, Dr. Gerd Nohl, war perplex: „Wir müssen uns beraten”, resignierte er nach der Einlassung eines der beiden Strafverteidiger.

Im Fall zweier jugendlicher Russlanddeutscher, die laut Anklage im Mai 2004 in Düren einen Nachbarn mit Hieben und Tritten gezwungen haben sollen, aus einem Fenster mehr als drei Meter hinunter in die Tiefe zu springen, muss das Verfahren wiederholt werden. Es ist seit Montag vertagt.

Zum juristischen Gau kam es kurz vor Schluss, weil der Verteidiger des älteren Angeklagten, eines 21-Jährigen, bislang keinen Einblick in die Vorstrafenakten seines Mandanten genommen hatte. Er habe nichts davon gewusst, dass sie zum Prozessgegenstand gemacht werden, erklärte der Anwalt, der Mitglied einer bekannten Eschweiler Sozietät ist.

Den Einwand des Vorsitzenden, die Vorstrafenakten der beiden Jugendlichen, die erhebliche einschlägige Einträge wegen Körperverletzungsdelikten und räuberischer Erpressung aufweisen, hätten auf der Gerichtsgeschäftsstelle zur Einsicht ausgelegen, wies der Anwalt zurück. Das hätte man ihm mitteilen müssen. Er brauche etwa eine Woche bis zehn Tage zum Lesen. Spontan hatte er eine Frist von 14 Tagen beansprucht.

Da die Schwurgerichtskammer momentan mehrere Tötungsdelikte parallel verhandelt, blieb nur die Aussetzung. Eventuell geht es im August weiter. Das Opfer ist seit der brutalen Aktion behindert und musste bislang elf Mal operiert werden.