Bonn : Spannende Entdeckungsreise
Bonn Die riesige, eher massig als muskulös wirkende Gestalt ist nicht zu übersehen. Der „Aufsteigende. Den um ihre Freiheit kämpfenden Völkern gewidmet”, wie Fritz Cremer seine 1966/67 entstandene Bronze-Skulptur nannte, ragt im Treppenhaus der Bundeskunsthalle gut drei Meter empor.
Gekonnt direkt gegenüber dem Aufgang zum ersten Stock platziert, weist der klobige Kerl mit dem nackten Oberkörper, den bloßen Füßen und der geballten, hochgereckten Faust den Weg zur „Kunst in der DDR”.
Die Schau, im ersten Stock der Bundeskunsthalle, blickt mit 270 Werken von 136 Künstlern zurück auf 40 Jahre „Kunst in der DDR”. Gängige Vorstellungen von „DDR-Kunst” sollen hinterfragt und die Vielfalt der künstlerischen Positionen dokumentiert werden.
Auch 2004 ist das Klischee vom gegenständlichen „Sozialen Realismus” zählebig. Natürlich gab es neben der verordneten Staatskunst auch die der Dissidenten, der politischen Abweichler. Sowohl Gerhard Richter als auch Georg Baselitz und A.R. Penck verließen jedoch die DDR.
Was sich im Arbeiter- und Bauernstaat künstlerisch zwischen 1949 und 1989 getan hat, ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Bei ihrer „Re-Vision” dieses Zeitraums geht die Bundeskunsthalle ganz bewußt nicht stringent chronologisch vor.
Zwar erinnert der erste von insgesamt 20 verschiedenen Themenblöcken an die „Stunde Null” 1945, aber dies ist lediglich der Ausgangspunkt. Ab da gilt der Blick Traditionen, Rezeptionen und Stilrichtungen, DDR-Kunstzentren, Gruppierungen und Schulen, aber auch großen Einzelgängern wie Carlfriedrich Claus oder Gerhard Altenbourg.
Die Verfemung abstrakter Bilder durch die SED wird ebenso thematisiert wie die zentrale Persönlichkeit eines Jürgen Böttcher, der sich später als Maler „Strawalde” nannte und eine „Synthese aus Barock und Impressionismus” propagierte. Willy Wolff arbeitet ab 1967 im Stil der Pop Art, ein Jahr später bemalt A. R. Penck mehr als 80 unterschiedlich große Rechtecke aus Pappe mit roten und schwarzen Symbolen, Streifen und Strichmännchen und gruppiert sie zur Bildergalerie.
Großformatige Texttafeln ergänzen diese sehenswerte Ausstellung.