Köln : Solist zaubert Kapriolen
Köln Im neunten WDR-Sinfoniekonzertkonzert gab es gleich zwei Raritäten: die deutsche Erstaufführung des Klarinettenkonzerts von Magnus Lindberg und die große, nicht eben häufig zu hörende Zweite Sinfonie von Sergej Rachmaninoff.
Das dem phänomenalen finnischen Klarinettisten Kari Kriikku quasi auf den Leib geschriebene Konzert Lindbergs, eines der führenden Komponisten der finnischen Gegenwartsmusik, präsentierte sich klanglich als „gemäßigte Moderne”.
Das einsätzig durchkomponierte Werk stellt einem fast akrobatische Ansprüche stellenden Solopart einen überaus farbigen Orchesterpart gegenüber, der bei aller harmonisch frei changierenden Klanglichkeit immer wieder in „beruhigende” Dreiklangswendungen mündet. Was Kriikku an ausgefallenen Blas- und Grifftechniken zauberte, an hochvirtuosen musikalischen „Berg- und Talfahrten” und Läufen hinstellte, war klarinettistische Äquilibristik.
Nur eines fehlte: der Ruhepunkt in diesem so aufregenden wie amüsanten Spiel. Dass die Klarinette nicht nur Kapriolen schlagen, dass sie auch singen kann, hatte Lindberg offenbar übersehen. Wie dem auch sei: nach der alles monumental ins Lot bringenden Dur-Apotheose war das Publikum zu Recht kaum zu beruhigen.
Der Solist und Chefdirigent Semyon Bychkov teilten sich in den Beifall. Rachmaninoffs fast eine Stunde Aufführungsdauer beanspruchende Zweite Symphonie aus dem Jahre 1906 verlangt, wenn sie nicht dick klingen soll, sensible klangliche Organisation. Daran liess es Bychkov so wenig fehlen wie an großzügigem Schwung und plastischer Ausformung des verführerischen Melos.
Vor allem die lebendige Heraushebung der Bläser-Mittelstimmen bewahrte die Darstellung vor billigem Pathos und ließ die meisterhafte kompositorisch-thematische Durchzeichnung dieser so eindrucksvoll wie überrumpelnden Musik in jeder Phase aufscheinen. Eine Glanzleistung von Dirigent wie Orchester.