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Aachen: Roter Teppich für das 60-jährige „Schätzchen”

Aachen : Roter Teppich für das 60-jährige „Schätzchen”

Roter Teppich und weiße Rosen. Brauner Hosenanzug, eng tailliert. Sonnenbrille trotz grauen Himmels. Vor dem Kaufhof in Aachen eine kunterbunte Fan-Schar, die nahezu ehrfürchtig zaghaft zum Applaus ansetzt. „Schätzchen” hält Einzug in Aachen.

Deutschlands Film-Queen Uschi Glas entsteigt dem vorgefahrenen Daimler und präsentiert den Titel ihres neuen Buches mimisch mühelos - „Mit einem Lächeln”.

Querschnitt der Generationen

Kaufhof-Direktor Jürgen Fleckenstein bahnt der gertenschlanken Lady tapfer den Weg durch die Menschenmenge - einem Querschnitt der Generationen und sozialen Strukturen unserer Republik. Wenige Tage nach ihrem 60. Geburtstag und genau 36 Jahre nach Start ihrer Karriere im Kultfilm mit Werner Enke, geht es „Zur Sache”: „Frau Glas, Sie sind eine tolle Frau”, ruft ein weiblicher Fan. Die dreifache Mutter, das einstige „Halbblut Apanatschi”, von Filmerfolgen, Verdienstkreuzen, Bambi-Preisen, aber auch von tratschigen Schlagzeilen und Ehedrama geprägt, geht im Gespräch mit ihren Fans keine Umwege: „Wissen Sie, ich habe immer nach dem Motto gelebt, was nicht geht, das geht doch irgendwie.”

Begonnen hat die Einsicht mit dem Aufbruch aus der Enge des strengen Elternhauses im niederbayerischen Landau in die Glamour-Welt von Schwabing der 60er-Jahre - eine aktuelle Fortführung fand sie im Neubeginn ihres Lebens nach Ende der 29-jährigen Ehe mit Bernd Tewaag.

„Sollte man heutzutage noch heiraten?”, fragt da jemand tatsächlich aus dem Publikum. Das „Schätzchen”, buchtitelgerecht „Mit einem Lächeln”, zögert keine Sekunde: „Ja, natürlich. Man sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Man sollte allerdings auch nicht so viele Fehler machen wie ich.” Ja, ja, sie sei einfach zu „gutgläubig”, zu „blind” gewesen...

Persönliche Einblicke

Doch letztlich überwiegen die leichten Themen des Seins - wie auch auf den 349 Buchseiten, die vom evangelischen „Negerlein” in Bayern, von Pettycoat-Zeiten, Starrummel und vielen persönlichen Einblicken erzählen. Und auch jetzt, hier in Aachen, plaudert Uschi Glas von unbekannten Talenten und Erlebnissen - sei es als Verkäuferin von Melkmaschinen zu Jugendzeiten oder als Kneipenbummlerin mit Jean Gabin durch die Unterwelt-Kaschemmen von Marseille.

Die Schauspielerin fasziniert ihre Zuhörer. Mit Offenheit, Unkompliziertheit und Schlichtheit trotz Edeloutfit. Von hinten bahnt sich ein junger Fan den Weg zum Star, der 30-jährige Frank Brenner legt ihr ein schwarz-weißes „Schätzchen”-Foto zum Signieren vor, auf dem die Glas im Badeanzug ihren „Fummel-Partner” Werner Enke anhimmelt: „Was, der Werner hat Ihnen darauf ein Autogramm gegeben? Das macht er doch nie!”, wundert sie sich. Und berichtet: „Wir haben immer noch viel Kontakt.” Doch da kommt schon die nächste Fan-Frage: „Sajjen Se doch mal, Frau Glas, wie machen Se dat, mit Ihrer Fijjur?”

Die Antwort hört sich einfach, vielleicht nicht ganz vollständig an: „Ich esse viel Gemüse und Obst.” Das Knackige hat es denn auch ihrem Fan Frank Brenner angetan: „Mein Schätzchen ist nicht gealtert.”