Aachen : Rasante Groteske im Märchenland
Aachen Ein assoziationsreiches Spiel des Zufalls hat der Dichter Georg Büchner (1813-1837) mit „Leonce und Lena” geschaffen.
Wolfgang Franßen hat aus dem Dreiakter, 1885 in München uraufgeführt, für das Theater K 16 rasante Szenen geschnitten. Stillstand oder gar Muße sind in dieser furiosen Inszenierung nicht angesagt - den Prinzen Leonce macht seine privilegierte Langeweile so nervös, dass er die Füße nicht einen Moment ruhig halten kann.
Auch sein Diener Valerio und die anderen Figuren bewegen sich wie auf einer entgleisten Springprozession. Forciert wird das wilde Tempo durch gut gewählte Musikeinspielungen von Pop bis Tango. Und das in einer kargen Arena, die mehr und mehr zu einem absurden Staatszirkus wird.
Während die einen zu einem menschenunwürdigen Müßiggang gezwungen werden, sind die anderen zu unmenschlicher Arbeit verdammt. An diesem Dilemma der sozialen Rollenverteilung scheint der übersättigte und doch so sehnsuchtsvolle Leonce zu zerbrechen - er flieht, um der vom königlichen Vater „verordneten” Heirat mit Prinzessin Lena zu entgehen...
Wie kurz vor dem Nervenzusammenbruch agieren die weiß geschminkten Figuren auch als Pantomimen - zappelnde Puppen am seidenen Faden. Franßen lässt herrlich farbige und bildersatte Szenen erstehen, unterlegt mit Büchners Text. Gewitzt-melancholisch Jochen Deuticke als Protestprinz, zauberhaft berührend Mona Creutzer als träumerische Kindfrau Lena und grandios Gerd Sausmikat als verwirrter König Peter.
Ebenso überzeugend: Eva Weissenböck (Gouvernante/Zeremonienmeister) sowie Martin Päthel als Valerio. Gut besetzt Beate Lohse als Staatsdiener und Barbara Portsteffen als Rosetta. In weiteren Rollen: Ismail Hawramy und Andreas Piwek. Kräftiger Applaus. Nächste Aufführungen im Theater K, Ludwigsallee 139, am 15. und 16.10., 22. und 23.10., 29. und 30.10., jeweils 20 Uhr. Karten 0231/151155.