1. Kultur

Aachen: Räuber warf 38.000 Euro in die Urft

Aachen : Räuber warf 38.000 Euro in die Urft

Nur noch „zu etwa 80 Prozent” war sich die Zeugin im Aachener Landgericht sicher, den Angeklagten als denjenigen identifizieren zu können, der sie am 13. Februar auf dem Parkplatz der Kreissparkasse im Eifelstädtchen Kall überfallen hatte.

Wenn es der Deutsch-Russe wirklich gewesen sein sollte, hat er eine fette Beute von etwa 100.000 Euro gemacht und geht eventuell straffrei aus.

Auf der anderen Seite jedoch hat sich der Täter, der morgens gegen 10 Uhr die 34-jährige Buchhalterin eines großen Möbelhauses auf dem Parkplatz der Kasse nahe dem Flüsschen Urft überfiel und ihr die bargeldschwere Tasche mit den Vortages-Einnahmen entriss, auch ziemlich blöde angestellt:

Denn als er mit der Beute Fersengeld über die nahe Urft-Brücke gab, schilderte gestern eine alte Dame im Zeugenstand, durchsuchte er im Schweinsgalopp die Tasche. Er nahm das in Hunderten, Fünfzigern, Zwanzigern undsoweiter gebündelte Bargeld heraus und schmiss die Aktentasche über das Brückengeländer in den Fluss.

Was er nicht merkte: In einer kleineren Tasche waren die Fünfhunderter-Noten separat verstaut. So warf er stattliche 38.000 Euro mit der Aktentasche in die Urft, dabei auch das Handy der überfallenen Geldbotin sowie ihr privates Portemonnaie. Die Beweislage gegen den 32-jährigen Deutsch-Russen aus Ratingen, dessen Eltern in Kall wohnen, ist schwierig.

Sein Verteidiger monierte die Art und Weise, wie von der Polizei Bildersammlungen vorgelegt wurden. Sie seien so ausgewählt, dass die Fotos zwangsläufig einzig seinen Mandant als möglichen Täter nicht ausschlössen.

Jener durchaus fitten 81-jährigen Dame, die die Tasche ins Wasser fliegen sah, lief der Räuber damals auf der Brücke fast in die Arme. Sie beobachtete ebenso den Überfall auf dem Parkplatz Sekunden zuvor. Aber: Auch sie sah gestern auf der Anklagebank einen Mann, „der vielleicht der jüngere Bruder” des Angeklagten ist, „total ähnlich”, aber eben nicht hundertprozentig der Täter.

Ähnlich ging es der Überfallenen selbst: „Ich habe schon bei der Polizei gesagt, dass ich mir nicht ganz sicher bin.” Der Angeklagte ist bislang auf freiem Fuß.