Würselen : Publikum tanzt im HipHop-Fieber: Orishas mit kubanischer Magie
Würselen Die Mauern dröhnen, die Menge hüpft, der Sound ist ohrenbetäubend: Die kubanische Truppe Orishas auf Burg Wilhelmstein in Würselen-Bardenberg - das sind 90 atemberaubend pralle Minuten HipHop der besonderen Art.
Die fünf Exilkubaner - drei Sänger, ein DJ und ein Percussionist - werfen sich hinein in diese Musik, die nicht nur hier auf ein euphorisches und aktionsfreudiges Publikum trifft.
Der markige Ruf „dance!” und die Frage „are you ready?” genügen, um den Raum vor der Bühne mit begeisterten und erstaunlich durchhaltefreudigen tanzenden Fans zu füllen.
Das brauchen die Künstler, das bringt sie auf Touren, denn Orishas ist eine leidenschaftliche Truppe, bei der man spürt, dass sie selbst die größte Freude an ihrer Show hat.
Orishas - der Name leitet sich ab von den Gottheiten des westafrikanischen Yoruba-Kultes, der mit dem Sklavenhandel einst auch Kuba erreichte.
Orishas sind eine sehr gegenwärtige Gruppe, aber die tiefe Verbundenheit mit den Wurzeln ihres Volkes, sowie mit der kubanischen Heimat zieht sich wie ein Strom aus leuchtenden Farben durch die Musik.
Nicht ohne Grund haben CD und Tour-Programm den Titel „Emigrante”. Wer sich ein wenig über sie und ihre Songs informiert, wird erfahren, wie kritisch und stolz die Texte sind und wie sehr sie ihre kubanische Seele öffnen.
Die heftigen spanischen Wortkaskaden, die leider nur wenige verstehen können, wirken dennoch. Ab und zu löst sich ein Wort daraus, das alle erreicht - wie etwa „Kuba”, das man immer wieder gemeinsam mit den drei Sängern skandiert.
Dabei zelebrieren sie einen explosiven Stilmix, der sämtliche Grenzen zwischen forderndem HipHop, buntem Pop, kraftvoller Latin Music und donnerndem Rock ignoriert.
Hiram Rivera, der schöne Dunkelhäutige, Roldan Gonzales, der Mann im weißen Spitzenhemd mit atemberaubender sängerischer Kraft und musikalischer Ausstrahlung, Yotuel Rombo, der junge Sänger im weiten roten Hemd - sie alle liefern nahezu akrobatische tänzerische Vorlagen, mal solistisch, dann wieder im Ensemble.
Sie raffen ihre weiten, mit zahlreichen Taschen besetzten Hosen - zum Jubel der Menge - bauen ein paar Bauchtanzelemente ein, je nach Lust und Lebensfreude.
Die meiste Musik kommt „aus der Dose”, wobei DJ Jean Francois Orban effektvoll seinen Job ausübt und der kleine quirlige Percussionist José Louis Estrada mit strahlendem Lachen und ungebremster Energie von Schlagwerk zu Schlagwerk wirbelt und später sogar zur Gitarre greift.
Das musikalische Feuerwerk, das Orishas von Anfang an zünden, bleibt bis zur letzten Minute funkelnd und sinnlich. Eine Truppe mit Substanz. Kein Wunder, dass Orishas inzwischen auf der ganzen Welt gefeiert werden. Jubel auch in der Burg-Arena.