Köln : Prachtvolle Visite des „Blauen Reiters”
Köln 92 Jahre, nachdem die Künstler des „Blauen Reiters” mit ihrer ersten Ausstellung auch Station in Köln gemacht hatten, ziehen sie jetzt wieder an den Rhein.
Ab Samstag sind im Museum Ludwig 65 Werke von Wassily Kandinsky Franz Marc, August Macke, Alexej Jawlensky, Paul Klee und Gabriele Münter versammelt - in diesem Ausmaß spektakuläre Leihgaben des Münchner Lenbachhauses, das im Gegenzug bis zum 27. Juni die Kölner Picasso-Sammlung erhält.
Kasper König, Direktor des Museums Ludwig, betonte bei der Pressevorstellung am Freitag ausdrücklich den kulturpolitischen Akzent des ganzen Projektes und „die gegenseitige Hilfe” zweier Museen, für die es ansonsten immer schwieriger werde, Sonderausstellungen zu finanzieren.
Aura des Originals
Die Bilder des „Blauen Reiters” sind weltberühmt und nicht zuletzt von unzähligen Kalendern und Reproduktionen her bekannt. Der rheinische Kunstfreund hat nun die einmalige Gelegenheit, die Aura der Originale zu spüren, auch ohne nach München reisen zu müssen - wo er das Lenbachhaus vermutlich sowieso links liegen lassen würde.
Die Farbenpracht, das Pathos und die Poesie der Marcschen Gemälde verfehlen ihre Wirkung nicht angesichts seiner zauberhaften Tierdarstellungen mit ihren prismatisch gebrochenen Farbflächen oder kubischen Blöcken.
Anders als im Lenbachhaus, wo die Werke nach Künstlern angeordnet sind, betonen die Kölner Kuratoren Kasper König und Ulrich Wilmes die tragende Rolle Kandinskys für die Gruppe, indem sie seine Bilder als roten Faden durch die Ausstellung ziehen.
Den Münchner Kreis des „Blauen Reiters”, neben der Dresdner „Brücke” die bedeutendste künstlerische Erneuerungsbewegung des 20. Jahrhunderts in Deutschland, definiert sich nicht über gemeinsame Stile, sondern eher durch das Gegenteil: durch Offenheit und die Vielfalt künstlerischer Darstellungsmöglichkeiten.
Als gemeinsamer Nenner gilt eine wegweisende künstlerische Haltung, der spirituelle Impetus, das „Geistige” zum Ausdruck kommen zu lassen.
Im Überblick offenbaren sich die unterschiedlichen Wege der Gruppenmitglieder, die sich 1911 als wahre Avantgarde verstanden: farbenprächtige Landschaften und Porträts bei Gabriele Münter und Alexej Jawlensky, abstrakte Kompositionen bei Wassily Kandinsky, Sinnbilder des Untergangs wie des Neuanfangs und „Spielfelder der Freuden”, wie er es nannte.