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Aachen: Politthriller und Familiendrama zugleich

Aachen : Politthriller und Familiendrama zugleich

Es ist ein junges Ensemble, mit dem Regisseur Frank Hänig „Don Karlos”, das „dramatische Gedicht” von Friedrich Schiller, zum Gedenken an den 200. Todestag des Dichters für das Große Haus des Aachener Theaters inszeniert.

Denn auch sie waren jung - die historischen Protagonisten des Schauspiels um Liebe und Hass, Macht und Tyrannei.

Hänig will sie als Menschen aus Fleisch und Blut, als gegenwärtige Charaktere darstellen, deren Leidenschaften auf politischer und privater Ebene bis zum heutigen Tag durchaus nachvollziehbar sind. Ob es ihm und dem Aachener Ensemble gelingt, wird sich bei der Premiere am kommenden Samstag, 2. April, 19.30 Uhr, zeigen.

Schillers Drama erzählt von Spaniens Thronfolger Don Karlos, der die ihm zugedachte Braut Elisabeth von Valois heiß verehrt. Um so schlimmer ist die Kränkung, als sie ihm sein Vater, der spanische König Philipp II., wegnimmt und selbst heiratet.

Und nicht nur das. Philipp misstraut dem Sohn in jeder Hinsicht und denkt gar nicht daran, ihn in irgendeiner Form an der Regierung zu beteiligen. Der schwelende Vater-Sohn-Konflikt treibt Karlos in den Protest. Nun ist er empfänglich für die Freiheitsgedanken niederländischer Aufrührer, die die spanische Tyrannei und die Bedrohung der Inquisition gleichermaßen satt haben.

In Aachen wird Hänig nicht nur Regie führen, er stattet das Stück auch mit Bühnenbild und Kostümen aus. „Das kommt häufiger vor. Ich selbst mache das jetzt im elften Jahr”, so Hänig.

Der 50-Jährige, geboren in Eisenach, hat nach seinem Studium an der Kunsthochschule Berlin zunächst als Bühnenbildner gearbeitet. Als Chefbühnenbildner am Schauspiel Dresden (1986-1996) hatte er sein Regiedebüt und arbeitet seitdem freischaffend in allen drei Bereichen, die sich bei ihm auf ganz natürliche Weise durchdringen und beleben.

Sein Ziel ist es bei „Don Karlos” die Brücke von der Historie zur Gegenwart zu finden. Im Vordergrund steht für ihn die Verbindung der politischen und der privaten Seite, von Familiendrama und Politthriller. „Das hat sich auch optisch niedergeschlagen. Im Bühnenbild gibt es zwei getrennte Welten.”

Hänigs Arbeitsweise: „Wenn ich etwas lese, habe ich bereits die Bilder im Kopf. Da gibt es so eine erste naive Wirkung, auf die ich mich einlasse.” Er setzt auf Zeichen. „Theater sollte Theater nicht verstecken. Wir brauchen den Aktionsraum für die Schauspieler.”

Farben wirken als Signale. „Weiß steht für die private Ebene, schwarze Farbe symbolisiert Macht. Da gibt es natürlich auch Vermischungen - wie im Leben.”

In den Kostümen wird man die schwarzweiße Linie fortführen. „Eine Ausnahme gibt es nur bei Prinzessin Eboli. Sie darf im Rot der Liebe glühen.” Die 27-jährige Cornelia Dörr wird der Prinzessin, die in ihrer Liebe zu Don Karlos bitter enttäuscht wird, Gestalt geben.

„Diese Frau macht innerhalb des Stücks unglaubliche Wendungen durch. Sie hofft, wartet, wird enttäuscht, setzt dann alle Mittel ein, um die Intrige zu spinnen. Und als schon alles verloren scheint, gibt es eine weitere Wendung, sie bereut ganz ehrlich. Und sie tut das alles mit vollem Einsatz. Ein großartige Rolle.” Vernunft und Herz - zwei Komponenten, die bei allen Rollen für immense Innenspannung sorgen.

Schiller heute - wie empfindet es Cornelia Dörr? „Keine Spur von Staub!” Hänig liegt daran, den Konflikt der Generationen auf eine möglichst brisante Ebene zu bringen. „Elisabeth, Karlos und die Eboli hatten das gleiche Alter, sie waren so etwa Mitte zwanzig. Philipp um die 40, das sorgt natürlich für verstärkte Spannung, weil hier Leidenschaften bestehen, über die nicht nur geredet wird.”