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Aachen: Pianistische Leistung ohne Show-Effekte

Aachen : Pianistische Leistung ohne Show-Effekte

Der in Aachen ansässige Pianist Peter Grauer, der bereits auf eine internationale Solistenkarriere bis hin zu einer Japan-Tournee zurückblicken kann, gab im Anne-Frank-Gymnasium einen Klavierabend, in dessen Mittelpunkt Beethoven und Liszt standen.

Äußerer Anlass war das 25-jährige Schuljubiläum. Grauer wird in diesem Jahr 35 Jahre alt, und vor genau 15 Jahren verließ er als Abiturient das Anne-Frank-Gymnasium.

Die „Jubiläen” häuften sich also. Beethovens Klaviersonaten F-Dur op. 10 Nr. 2 und Es-Dur op. 31 Nr. 3 standen auf dem Programmzettel des ersten Konzertteils. Grauer liebt die effektvolle Zurschaustellung am Flügel nicht. Er, der sich auf seine solide Technik jederzeit verlassen kann, geht an den frühen beziehungsweise mittleren Beethoven mit schöner Sachlichkeit heran, ganz auf die Aussagekraft der Werke konzentriert, dabei bedacht auf größtmögliche Durchsichtigkeit der Klangbildes.

Wie er beispielsweise den ob seiner Probleme in der linken Hand gefürchteten zweiten Satz der Es-Dur-Sonate meistert, wie er dynamische Kontraste setzt, ohne die musikalischen Zusammenhänge zu verunklaren, wie er farblich differenziert, ohne manieriert zu wirken, das zeugt von klarer Einsicht in die stilistischen Besonderheiten Beethovenscher Klaviermusik.

Der von einer Kölner Firma bereitgestellte große Blüthner-Flügel, weniger hart als ein Steinway, kam den Intentionen des Pianisten offenbar entgegen. Im Mittelpunkt des zweiten Teils stand Franz Liszts Dante-Sonate aus dem zweiten Band der „Années de pelegrinage”. Dantes Göttliche Komödie, dem bürgerlichen Konzertpublikum des 19. Jahrhunderts als Bildungsgut wohlbekannt, war der gedanklich-gefühlsmäßige Auslöser der Komposition.

Dem heutigen Hörer, dem die literarische Vorlage ferner steht, bereitet die Sonate mit ihrem hoch gesteigerten Pathos, ihrem Fehlen plastischer Thematik, ihrem fast orchestralen Tastendonner einige Schwierigkeiten, vor allem dann, wenn er sie mit der ungleich genialeren h-Moll-Sonate vergleicht. Eine Feststellung, die jedoch keineswegs die imponierende pianistische Leistung Grauers mindert.

Zum Abschluss bot Grauer das Liszt-Stück, das er in seiner Abiturientenprüfung gespielt hatte. Der Ring schloss sich. Langer, herzlicher Beifall.