Aachen : Patienten erlernen Umgang mit Rheuma
Aachen Wenn Gabriele Brieden morgens aufsteht, geht alles ganz langsam. Sie ist Rheumatikerin, ihre Gelenke sind dann geschwollen, Schmerzen plagen sie. Bis vor ein paar Jahren hat sie im Rollstuhl gesessen, denn die Gelenkkrankheit hatte ein körperliches Wrack aus ihr gemacht.
Jetzt läuft sie wieder, geht spazieren, sieht nicht nur fit aus, sondern fühlt sich - den Umständen entsprechend - auch so.
„Sie sehen hier die Fortschritte, die die Rheumaforschung in den vergangenen Jahren gemacht hat, Gabriele Brieden ist ein tolles Beispiel”, schwärmt Professor Ekkehard Genth. Als Leiter der Aachener Rheumaklinik ist er beruflich tagein, tagaus mit rheumatischen Erkrankungen beschäftigt.
„Positive Bilanz”
„Beim Rheumaseminar am 6. November können wir eine positive Bilanz ziehen”, konstatiert er. Die Krankheit, an der Brieden leidet (Polyarthritis), ist nur eine von 120 Erkrankungen, die sich hinter dem Oberbegriff Rheuma verstecken. So gibt es entzündliche Gelenkveränderungen, aber auch Verschleißrheumatismus und das Rheuma der Weichteile. „Egal welches Krankheitsbild ein Patient mitbringt”, sagt er, „er profitiert von den Forschungsergebnissen, die uns ganz neue Therapiemöglichkeiten an die Hand gegeben haben.”
Zum Thema „Vioxx” (die Schmerztabletten wurden vom Markt genommen) warnt Genth vor Panik: „Die Gefahr ist nicht so groß, wie sie zuweilen dargestellt wird. Ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt sollte das klären.”
Brieden und Genth haben ein Credo: „Je früher eine spezifische und auf den Patienten abgestimmte Behandlung der Symptome beginnt, desto größer ist die Chance, die Krankheit in den Griff zu bekommen.” Die Rheumatikerin formuliert anders: „Heute muss keiner mehr so aussehen wie ich, Rheuma muss nicht mehr zur Zerstörung der Gelenke führen.”
Unzählige Operationen
Sie hat im Laufe ihres Lebens unter anderem zwei neue Hüft- und Schultergelenke eingesetzt bekommen, ist ungezählte Male an den verschiedensten anderen Gelenken operiert worden. Ihre Hände sind deutlich deformiert, entsprechende Schwierigkeiten hat die ehedem als Zahnärztin tätige Medizinerin mit Doktortitel im Alltag. „Taktiken im Umgang mit Rheumatismus im Alltag gibt es viele”, erklärt sie, „wichtig ist vor allem, dass man lernt, die Krankheit als Teil seines Lebens zu betrachten.” Diese Weisheit sei es gewesen, die es ihr wieder erlaube, am Alltag teil zu haben.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann ist sie missionarisch unterwegs, bescheidet sie lächelnd. „Wenn die Krankheit früh erkannt wird, ist vieles machbar.” Aber sie sagt auch: „Nicht jeder Hausarzt ist in der Lage, die Diagnose schon im Frühstadium der Erkrankung zu stellen.” Mit ihrem Ehemann bereist sie Veranstaltungen zum Thema Rheuma, berät Hausärzte und Angehörige. Früherkennung ist nur eines von vielen Themen beim Rheumaseminar, aber für Genth und Brieden enorm wichtig. Weitere Schwerpunkte: Rheuma im Alter und der Patiententag unter dem Motto „Was kann ich selber tun?” am 7. November.