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Köln: Pasta, Promis und eine Flut von Preisen

Köln : Pasta, Promis und eine Flut von Preisen

Wenn sich die Crême de la Crême des deutschen Fernsehens im Kölner Coloneum trifft, ist das immer auch eine etwas bizarre Veranstaltung. Nach der sechsten Verleihung des Deutschen Fernsehpreises mutierte der Studiokomplex zum bunten Tohuwabohu.

Wer wollte, konnte im Gedränge Thomas Gottschalk, Hugo Egon Balder oder Senta Berger anrempeln. Oder mit einem Teller Pasta in der Hand unvermittels in Gruppen aufgeregter Fotografen hineinplatzen, die Damen wie Ruth Moschner, Jenny Elvers-Elbertzhagen oder Sonja Kraus starre Körperhaltungen abverlangten.

„Posing” nennt man das wohl, wenn die Schönen kurz davor sind, lächelnd in die Kameralinsen zu springen. Von anderen wie Katja Burkhard, Maybrit Illner, Frauke Ludowig, Natascha Ochsenknecht, Julia Stinshoff und Barbara Wussow wird stolz mitgeteilt, sie seien exklusiv in teurer Escada Couture erschienen.

„Bleiben Sie gelassen und bewahren Sie Haltung”, hatte Gottschalk zu Beginn der Verleihung Zuschauer und Preisträger gemahnt. Zur Abschreckung der Preiskandidaten und zur Belustigung des Publikums zeigte der Showmaster einen Ausschnitt einer früheren Ehrung: Vor lauter Aufregung geriet die Schauspielerin Anneke Kim Sarnau da auf dem Weg zur Bühne ins Stolpern und krabbelte auf allen Vieren die Stufen empor.

Ohne Würze

Damit sorgte Gottschalk, der gewohnt souverän durch den Abend führte, zwar für eine gute Portion Disziplin und einen pannenfreien Durchlauf in dem dreistündigen Preisregen. Dafür blieben aber sowohl emotionale Spitzen als auch Lacher Mangelware, die einer solchen Gala mit 1400 Gästen erst die Würze geben.

Für einen Höhepunkt sorgte Udo Jürgens. Er setzte sich an den Flügel, doch bevor er anfing, in die Tasten zu greifen, hielt er einen Augenblick inne. „Ich habe eine schlechte Nachricht für alle, die von mir die Schnauze voll haben”, sagte der Schlagersänger, der gerade 70 Jahre alt geworden ist. „Ich mache weiter.”

Der Applaus toste, und Udo Jürgens sang live und frisch für den Abend komponiert: „Was wirklich wichtig ist, das seid Ihr.” Kurz zuvor war der populäre Musiker mit dem Ehrenpreis der Stifter des Fernsehpreises ausgezeichnet worden. Der Geehrte wertete die Überreichung des Obelisken aus der Hand von Laudator Hans-Joachim Fuchsberger als „großen Augenblick”.

22 Kategorien

In insgesamt 22 Kategorien plus Ehrenpreis und zwei Förderpreise wurde der Fernsehpreis verliehen. In diesem Jahr bekamen mit der ARD (acht Auszeichnungen) und dem ZDF (fünf), das die Gala am Sonntagabend um einen Tag zeitversetzt übertrug, die öffentlich-rechtlichen Sender die meisten Preise. Im vergangenen Jahr hatte der Sieger noch RTL (der Privatsender übertrug damals das Ereignis) geheißen.

In der „Königskategorie” Bester Fernsehfilm entschied sich die Jury für das ARD-Drama „Stauffenberg” über die Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944. Sichtlich bewegt nahm Martina Gedeck die begehrte Kristalltrophäe als Beste Schauspielerin in dem ZDF-Film „Hunger auf Leben” entgegen. Und der überraschte Olli Dittrich, dessen Format „Dittsche - Das wirkliche Leben” als beste Comedy ausgezeichnet wurde, bedankte sich sichtlich gerührt beim WDR, der ihm die Chance für die „kleine tapfere Sendung” gegeben habe.

Als besten Schauspieler kürte die Jury Ulrich Tukur für seinen Auftritt im ARD-„Tatort” mit dem Titel „Das Böse”. Die beste Unterhaltungssendung war in den Augen der Jury Hugo Egon Balders „Genial daneben” (Sat.1). Den Preis für die Beste Informationssendung sicherte sich Maybrit Illner mit ihrer Talkshow „Berlin Mitte” (ZDF). Die erst 13 Jahre alte Jungdarstellerin Henriette Confurius erhielt für „Bella Block: Das Gegenteil von Liebe” (ZDF) einen mit 15.000 Euro dotierten Förderpreis. Wie viel Mal Taschengeld das sei, wollte Gottschalk von ihr wissen. „Ich kriege gar keins”, entgegnete Henriette.