Frankfurt/Main : Omar Sharif: Bücher statt Bomben auf Irak
Frankfurt/Main Der Preis ging eigentlich an die beiden französischen Produzenten, doch gefeiert wurde der Hauptdarsteller.
Weltstar Omar Sharif, Protagonist in „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran”, sorgte am Mittwochabend bei der Verleihung des hessischen Filmpreises auf der Frankfurter Buchmesse für einen Hauch von Hollywood.
Bei der Übergabe der Trophäe umarmte Sharif seinen Schauspieler-Freund Maximilian Schell, als dieser ihn im Congress Center auf die Bühne holte.
Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde - als Bestandteil des hessischen Filmpreises - erstmals für die beste Literaturverfilmung vergeben.
Gestiftet haben den Preis die Buchmesse und die Wochenzeitung „Die Zeit”. Deren Leser entschieden sich nicht für „Harry Potter” oder den „Herr der Ringe”, sondern für die Verfilmung des in Paris spielenden „Monsieur Ibrahim”-Romans von Eric-Emmanuel Schmitt.
Zur Freude wiederum für die Organisatoren der Buchmesse: Die arabische Welt ist dieses Jahr Ehrengast der weltgrößten Bücherschau.
„Oscar”-Preisträger Maximilian Schell übergab mit seiner jungen Schauspielerkollegin Rike Schmid die Trophäe an die Produzenten Michèle und Laurent Pétin.
„Ich hatte großes Glück, in einer Zeit aufzuwachsen, als es noch kein Fernsehen gab”, sagte der gut gelaunte 72-jährige Sharif und „outete” sich als passionierter Leser der Bücher von Jules Verne in jungen Jahren.
Der in Frankreich lebende ägyptische Schauspieler („Doktor Schiwago”) lobte zugleich die Bemühungen der „First Lady” seines Heimatlandes, Suzanne Mubarak, um die Leseförderung in Ägypten.
Bundesweit beachtet
Diese gehörte auch zu den Ehrengästen im Frankfurter Congress Center. Und Sharif machte gleich noch einen Vorschlag für eine Lese-Initiative besonderer Art: Bücher statt Bomben sollten auf den Irak niederregnen, forderte er unter Beifall.
Mit der Verknüpfung von Literatur und Film hat es der hessische Filmpreis geschafft, nach Jahren des provinziellen Dornröschenschlafs auch bundesweite Beachtung zu finden.
Die Wiesbadener CDU-Landesregierung unter Roland Koch will mit der Aufwertung der mit insgesamt 177.000 Euro dotierten Film- und Kinopreise zugleich Standortpolitik in Sachen Film machen.
Dass man damit gleichzeitig dem bayerischen Regierungschef Edmund Stoiber mit dessen Filmpreis ein bisschen Konkurrenz machen kann, ist wohl ein angenehmer Nebeneffekt.
Als bester Spielfilm (25.000 Euro) wurde Regisseur Srdjan Koljevic aus Montenegro für seinen Film „The Red Colored Grey Truck” ausgezeichnet - eine Koproduktion der Länder Deutschland, Serbien, Montenegro und Slowenien.
In derselben Höhe wurden als bester Dokumentarfilm Stanislaw Muchas „Die Mitte” und als bester Kurzfilm „Nachtsonne” von Ivi Roberg (Offenbach) prämiert.
Mit Laudatoren wie Hannelore Elsner, Esther Schweins, André Hennicke, Erol Sander oder Vadim Glowna bot man zur Verleihung einiges an Prominenz auf.
Neben dem Auftritt Sharifs wurde die Vergabe des undotierten Ehrenpreises des hessischen Ministerpräsidenten an die Filmemacherin Margarethe von Trotta zum zweiten Höhepunkt der Gala.
Den Tränen nahe, konnte es die renommierte Regisseurin („Rosenstraße”, „Die bleierne Zeit”) kaum fassen, dass sie für ihr Lebenswerk geehrt wurde.
Zuvor hatte Schauspielerin Barbara Sukowa eine sehr persönliche Eloge auf Margarethe von Trotta gehalten, mit der sie vier Filme gemacht hat. Die Regisseurin sei die „wachsamste, aufmerksamste und verträumteste Frau”, die sie kenne.
Das Ungewöhnliche am hessischen Filmpreis ist, dass er neben allem Glamour sehr bodenständig ist. Deshalb wurden auch zahlreiche kleine Programmkinos ausgezeichnet. Schließlich sei es angesichts des „Kommerzes” nicht einfach, ein gutes Programm zu zeigen, sagte der Kunstminister des Landes, Udo Corts.