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Aachen: Neun „Bräute” zeigen Selbstbewusstsein

Aachen : Neun „Bräute” zeigen Selbstbewusstsein

Der leuchtend grüne Kunstrasen in der Mulde des Ludwig Forums ließ zunächst sicher bei manchem Besucher Assoziationen an das vergangene WM-Jahr aufkommen, doch hatte der Auftakt des mittlerweile 12. Aachener Schrittmacher-Festivals natürlich nichts mit Fußball oder ähnlichem Rasensport zu tun, sondern bot die Grundlage für Tanzperformance auf hohem Niveau.

Mit dem Engagement der niederländischen Tanz-Gruppe Scapino Ballet Rotterdam hatte sich Schrittmacher-Chef Rick Takvorian zudem einen langgehegten Wunsch erfüllt. „Ich war schon viele Jahre hinter dieser Gruppe her”, sagte er überglücklich im Anschluss an einen wieder einmal beeindruckenden Ausflug in die Welt des Tanzes, der am Wochenende im ausverkauften Haus begeisterte.

Mit der Deutschlandpremiere von „The Green” und der Uraufführung der Fortführung „De Bruiden” schaffte Choreograph Ed Wubbe zwei so grundverschiedene, aber dennoch verzahnte Stücke, die vor allem durch ihre enorme Expressivität und hohes Tempo überzeugten.

Sieben männliche Tänzer bildeten den Reigen in „The Green”. Untermalt von Johann Sebastian Bachs „Johannes-Passion” entwickelte Wubbe eine Mischung aus Passionsgeschichte, die vor allem Unrast, Leid und Ängste personifizierte und einem gewissen Grad evolutionsgeschichtlicher Elemen- te kriechender, schleichender und flügelschwingender „Primaten”. Die Geringfügigkeit des Menschen, auch im Vergleich zur gewaltigen Komposition Bachs, wurde perfekt demonstriert.

„De Bruiden” (die Bräute) basierend auf der Ballettmusik Igor Stravinskys „Les Noces” (die Hochzeit), führte weiter als die offensichtliche Darstellung traditioneller Hochzeitsrituale und russischer Folklore. Verkörpert durch neun selbstbewusste, starke und für sich jeweils individuelle Frauen, wurde gerade ein unabhängiges Frauenbild eindrucksvoll skizziert und stand darüber hinaus nicht im Widerspruch zu Traditionellem - auch in tänzerischer Hinsicht. Die Vereinigung klassischer, schräger und bizarrer Elemente hin zu einer Stärke, zu Freiheit und einem Wohlfühlen abseits von Unterwerfung und Unterdrückung war spürbar. Das begeisterte Publikum zollte beiden Werken minutenlangen Beifall.

Irene Ludwig freut sich

Einen weiteren besonderen Moment hatte sich Takvorian noch als Abschluss für den Auftakt aufgespart. Mit der Widmung des 12. Schrittmacher-Festivals, das er vor allem als ein „Festival für Aachen” bezeichnete, als Ehrung und Dank für die langjährige Unterstützung an Professor Dr. Irene Ludwig und die Peter und Irene Ludwig Stiftung setzte er einen sichtlich emotionalen Schlusspunkt. „Ich habe diese wunderbare Stunde sehr genossen”, bedankte sich Irene Ludwig und sagte, sie freue sich auf die kommenden Aufführungen - damit sprach sie wohl die Gedanken der meisten Anwesenden aus.

Am kommenden Samstag, 3. März, und Sonntag, 4. März, jeweils um 20 Uhr in der Mulde des Aachener Ludwig Forums, geht das Schrittmacher-Festival weiter: Zu Gast ist dann die „Compagnie Thor” aus Belgien mit der Produktion „V-Nightmare-ICE”.