Aachen : Neues vom elegischen Klang-Romantiker
Aachen Er ist doch ein großer Romantiker, der norwegische Saxophonist Jan Garbarek, der im Eurogress seine neue Tournee startete.
Und es war klar, dass das Publikum extra gekommen war, um seine elegischen Klänge zu genießen. Spektakulär klang manches, was Garbarek musikalisch anbot.
Es könnte Filmmusik sein. Mit seinem Instrument bezirzt Garbarek direkt die Gefühle. Meditativ schwebt sein Ton sphärisch über allem. Man wird sentimental. Seine Mitstreiter untermalen die melodiösen Themen mit teils zu vorhersehbaren Mollakkord-Variationen.
Doch just wenn das Romantische überhand nimmt, kommen ein paar „Querschläger”. Oder kleine Überraschungen. Als musikalischer Weltenbummler hat Garbarek so manches folkloristisches Mitbringsel im Gepäck.
Plötzlich klingt das Saxophon fast wie ein Dudelsack und man wähnt sich auf einem bunten Markt von 1000 und einer fremden Welt. Bald malt das Instrument weite Landschaften, bald erklingt ein Wiegenlied in skandinavischen Harmonien.
Unterstützt wird der Norweger von seiner charakterstarken Band. Routiniert: Pianist Rainer Brüninghaus. Am Bass fantasievoll: Eberhard Weber. Er spielt auf einem elektrischen, einem Kontrabass mit kleinem Resonanzraum ähnelnden Spezialinstrument, das Synthesizer-Funktionen besitzt. Phänomenal: Marylin Mazur, Percussion.
Ein Bonbon gabs am Schluss, als die Truppe vom Träumerischen abwich. Tiefe Bässe schufen einen kernigen Rhythmus in klassischer Jazz-Manier. Über das fast ins Wilde ausufernde und doch an den Grundrhythmus gebundene Spiel der Band legte Garbarek seine Improvisationen. Fragmentarische Sequenzen, wie eine Frage im Raum. Oder das selbstbewusste, wie in alle Ferne reichende Durchziehen der Töne.
Jetzt schlug die Stunde der dänischen Schlagzeugerin Marilyn Mazur. In ihrem Solo durchfegte sie ihr schon optisch beeindruckendes Instrumentarium, ließ die ganze Bandbreite ihrer Kunst aufleben, vom ekstatischen Feuerwerk bis zum klitzekleinen Wispern.
Die Instrumente erzählten eine lebendige Geschichte: Da waren die Lauten, Starken, die sich Gehör verschaffen wollten, da waren Frauen, die miteinander schwatzten, gab es sogar asiatische Klangexotik.
Der Applaus tobte. Nach zwei Zugaben durften die Musiker von der Bühne gehen.