Köln : Närrischer Nachwuchs gibt den Ton an
Köln Am Tag vor Rosenmontag hat der närrische Nachwuchs beim Straßenkarneval in Nordrhein-Westfalen den Ton angegeben. In Köln nahmen bei den traditionellen „Schull- und Veedelszöch” bunt kostumierte Gruppen Bildungsthemen wie das Zentralabitur, die Pisastudien und die Schulreform aufs Korn.
So dopte sich ein Gymnasium mit Wissen, ein anderes versuchte, das Zentralabitur in Form eines Gespensts einzufangen. Beim Kinderumzug in Aachen präsentierten, unter Anspielung auf die Pisa-Misere, Schülerinnen fantasievolle Hutmodelle mit dem selbstbewussten Motto: „Wir spielen in der 1. Liga”.
In Köln hatten sich pünktlich um 11.11 Uhr rund 8000 Teilnehmer aus 43 Schulen und 53 Karnevalsgruppen aus den Statteilen (Veedeln) vom Chlodwigplatz aus durch die Innenstadt auf den Weg gemacht. Ein Thema: Die zahlreichen Baustellen in der Domstadt. Schüler des Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums zogen, in römische Gewänder gehüllt, als „kölsche Verkehrs-Legion” mit einer Sänfte durch die Straßen.
Die Karnevalsgruppen von Sportvereinen, Stammtischen, Großfamilien und Stadtteilvereinen bewiesen wie stets große Fantasie bei der Kostümierung. Denn besonders originelle Verkleidungen wurden, wie stets, mit dem Startrecht beim Rosenmontagszug belohnt. Die „Veedelszöch” gehen auf Umzüge mittelalterlicher Gesellenbanden zurück, die damit ihren mühseligen Alltag karikierten. 1952 kamen die „Schullzöch” hinzu, die den karnevalistischen Nachwuchs fördern sollen.
In Aachen eroberten haben 4000 kleine Jecken mit einem bunten Aufmarsch die Kaiserstadt. Unter dem Zepter ihres Märchenprinzen Max I. zogen sie bei frühlingshaften Temperaturen zum Jubel vieler kleiner und großer Narren durch die Innenstadt. Unter dem Motto „Märchenprenz at mänech Johr ömmer 1. Liga wor” (Der Märchenprinz schon viele Jahre immer 1. Liga war) war der Blick des närrischen Nachwuchses auf den Bundesliga-Aufstieg der heimischen Alemannia Aachen gerichtet.
Die kleinen Jecken zeigten viel Fantasie rund um den Fußball: Ob in Alemannia-Farben im gelb-schwarzen Kostüm, mit dem Ball auf dem Kopf oder in dutzende Fan-Schals gewickelt, die Trillerpfeife im pausenlosen Einsatz - der Stolz auf die heimische Elf war unübersehbar. Am Tag nach dem Sieg der Alemannia über Bayern München machte diese Verkleidung umso mehr Spaß.
In Düsseldorf verlagerte sich das närrische Treiben auf die Königsallee. Seit dem Mittag zogen die auch aus dem Ruhrgebiet angereisten Jecken über den Boulevard, der am Samstagabend Schauplatz des zwölften „Tuntenlaufs” war. Männer auf hochhackigen Schuhen, in heißen Fummeln und mit Federboas rannten um die Wette und buhlten um die Gunst des Publikums. Gruseliger ging es in der Nacht zum Sonntag in Köln zu. Der alternative Geisterzug lockte 50.000 gespenstisch verkleidete Narren an.