Aachen : Nach rätselhaften Beginn spürt man Wärme
Aachen Einer großen Beliebtheit erfreut sich die Kammermusikreihe Quintessence im Krönungssaal. Dies war einmal mehr zu beobachten beim Eröffnungskonzert der neuen Saison mit dem Gewandhaus-Quartett.
In weiteres Beispiel dieser hohen Qualität war der Auftritt des Gewandhaus-Quartetts mit den Geigern Frank-Michael Erben und Conrad Suske, dem Bratscher Volker Metz und dem Cellisten Jürnjakob Timm.
Die aktuelle Formation dieses ruhm- und traditionsreichen Quartetts, das 1809 in Leipzig gegründet wurde, knüpft nahtlos an den hohen Qualitätsstandard ihrer Vorgänger.
Mochte die Programmzusammenstellung mit Quartetten von Mozart, Beethoven und Brahms auf den ersten Blick ein wenig konventionell anmuten, so stellte sich beim Zuhören heraus, dass es sich bei Mozarts Quartett C-Dur KV 465 und Beethovens Quartett f-Moll op. 95 um harmonisch ausgesprochen kühne und in ihrer Faktur originelle Stücke handelt, die bei ihren Zeitgenossen sicherlich nur Unverständnis hervorrufen konnten.
Johannes Brahms knüpft mit seinem Quartetterstling in c-Moll op. 51/1 stimmungsmäßig und in der Konzentration der motivischen Verarbeitung an Beethovens f-Moll-Quartett an.
Roter Faden
Insofern hatte dieses Programm durchaus einen roten Faden, der auch in den Interpretationen durch die Leipziger Musiker deutlich wurde.
So schien die Aufführung von Mozarts Dissonanzen-Quartett in ihrer expressiven und äußerst differenzierten Klanglichkeit bereits auf Beethoven hinzuweisen.
Der harmonisch rätselhafte Beginn wurde in ein für Mozart untypisches fahles Licht getaucht, das schließlich einer zunehmenden klanglichen Wärme wich.
Klangliche Intensität, gepaart mit unbedingtem Ausdruckswillen kennzeichneten auch die Wiedergabe von Beethovens in seiner Ausdehnung knappen, in seiner Stimmung düsteren, mit seinem hereinfahrenden Unisono-Motiv des ersten Satzes geradezu wilden f-Moll-Quartetts.
Die Homogenität des Ensembles, die Ausgeglichenheit der vier Musiker, die Makellosigkeit ihres Spiels, die Sicherheit der Intonation auch in den exponiertesten Lagen, feierten weitere Triumphe bei der Aufführung des Brahms-Quartetts, die alle klanglichen und stimmungsmäßigen Schattierungen abdeckte.
Die geradezu klassische Zurückhaltung in der Körpersprache der vier Musiker bedeutete keinesfalls einen Mangel an interpretatorischer Intensität.
Im Gegenteil. Das war meisterhaft und wurde vom Publikum entsprechend honoriert. Ein Mozart-Menuett bildete die Zugabe.