Aachen : Musikalischer Kosmos von großer Breite wird bewältigt
Aachen Die Konzertdirektion Weinert eröffnete ihre neue Meisterkonzert-Reihe mit einem Klavierabend des russischen Pianisten Arcadi Volodos.
Der 1972 in St. Petersburg geborene Künstler präsentierte sich keineswegs als bloßer Virtuose, sondern setzte im ersten Konzertteil schwergewichtige künstlerische Akzente mit zwei Beethoven-Sonaten. Der As-Dur-Sonate op. 26 mit dem Trauermarsch ließ er die zwanzig Jahre später geschriebene As-Dur-Sonate op. 110, Beethovens vorletztes Werk dieses Genies folgen.
Damit durchmaß er einen musikalischen Kosmos von gewaltiger Breite. Volodos´ Beethovenspiel setzt auf großen dynamischen Radius, auf sehr differenzierte, variable Anschlagskunst, rhythmische Stabilität und beherzte Ausdruckskontraste. Die Variationen aus op. 26 werden differenziert und plastisch ausgespielt, die heikle Final-Fuge aus op. 120 erscheint in jeder Phase durchhörbar, wie denn auch die extremen Lagen-Kontraste, die schwer zum Klingen zu bringen sind, klanglich souverän bewältigt werden. Ein Beethovenspiel, das den über alles Technische hinaus bedeutenden Gestalter offenbart.
Der zweite Konzertteil galt mehr dem Virtuosen. Dass ein russischer Pianist auch mit russischer Musik aufwartet, ist selbstverständlich. Auch hier hatte Volodos es sich nicht gerade leicht gemacht, stellte er doch acht Stücke des genialen Exzentrikers Alexander Scriabin vor, darunter als aufregendstes „Ves la flamme” op. 72, ein Werk, von dem Vladimir Horowitz, der es wissen muss, sagte, es sei das schwierigste der gesamten Klavierliteratur. Ein geradezu dämonischer Hexensabbath auf dem Flügel, eine Grenze des noch Möglichen.
Mehr als die eingangs gespielte Fantasie h-Moll pf. 28 fesselten die kleineren, raffiniert-delikaten Stücke, die Volodos mit äußerster Feinnervigkeit vortrug. Und zum Schluss Franz Liszt. Neben den „Les cloches de Genève” stand die Ungarische Rhapsodie Nr. 19 in der technisch noch „aufgemotzten” Version von Horowitz, ein naturgemäß Beifall heischender Virtuosenknüller, der denn auch seine Wirkung nicht verfehlte.
So kam Volodos an drei Zugaben nicht vorbei. Preisfrage an die Raumtechnik im Eurogress: Ist ein Klavierabend genussvoller, wenn man ihn in ägyptischer Finsternis erleben muss ?