Helene Fischer und Rockmusik : Yasi Hofer wandelt zwischen musikalischen Welten
Aachen Was haben Gitarren-Ikone Steve Vai und Helene Fischer gemeinsam? Sie standen mit Yasi Hofer auf der Bühne. Zwei Welten, eine ganz besondere Erfolgsgeschichte.
Yasi Hofer hat – ungewollt – mehr Zeit im Moment. Die junge Gitarristin ist Mitglied der Live-Band von Helene Fischer. Die musste ihren Tourstart nach einem Unfall verschieben. Bei Proben in Bremen erlitt die deutsche Schlager-Ikone einen Rippenbruch. Erst Mitte April kann sie voraussichtlich wieder auf der Bühne stehen.
Was Yasi Hofer Zeit gibt, wieder mehr in eigener Sache die Werbetrommel zu rühren. Denn die 30-Jährige ist eine Art Pendlerin zwischen musikalischen Welten, die auf den ersten Blick und auch beim zweiten Hinhören nicht weiter voneinander entfernt sein könnten. Ein weiteres Beispiel dafür ist die neue CD „Between The Lines“, die soeben erschienen ist (siehe CD-Check).
„Schlager? Nein, danke!“, könnte die in Ulm geborene Gitarristin entrüstet sagen. Tut sie aber nicht. Aus Respekt. Und in dem Wissen, dass Professionalität und musikalisches Können keine Frage des Genres ist. Nur: Schlager ist (bisher) nicht Yasi Hofers Domäne gewesen.
Im Gegenteil. Als Teenager hört sie zum ersten Mal Steve Vai – und der Weg ist vorgezeichnet. So will sie spielen, so will sie sich auf der Gitarre ausdrücken. So muss das Leben klingen. Und manchmal ist das Leben dann doch wie ein Märchen. Bei einem Konzert in Ulm holt sie der amerikanische Gitarren-Superstar auf die Bühne, mit 14 spielt Yasi Hofer gemeinsam mit Steve Vai. Ein Traum!
Mehr als zehn Jahre später ist Yasi Hofer im Rock eine anerkannte Größe, aber die großen Hallen füllt sie nicht. Klassische Club-Konzerte spielt sie mit ihrem Trio. Und das ist nicht geringschätzend, das ist ihre musikalische Welt. Oder wie sie sagt: „Mein Baby“.
„Das ist alles gut und okay so“, meint Hofer. Das Tourleben mit Band ist ihr Ding, das füllt sie aus, das gibt ihr die notwendige Resonanz, die Künstlerinnen und Künstler brauchen. „Da spüre ich mein Publikum“, bekennt Yasi Hofer. Sie erfährt die Wertschätzung für „ihre Musik“ – klassischen Fusion-Rock.
Wobei: Musikalische Schubladen sind immer schwierig. Hofer ist Rock-Gitarristin, aber sie ist ebenso stilsicher im bluesigen Bereich, im Jazz, der Stilmix ist ihre Stärke. Und vor allem die unglaubliche Virtuosität auf den sechs Saiten. Nicht als weibliche Kopie von Steve Vai, aber doch mit erkennbarer Beziehung zu ihrem Idol.
Yasi Hofer ist dabei sozusagen das ganze Programm in einem: Komponistin, Texterin, Gitarristin, Sängerin, Produzentin. Ein musikalischer Mikrokosmos sozusagen. Und das auf mittlerweile vier Alben, die ein Spiegelbild ihres Reifeprozesses sind. Das aktuelle Album „Between The Lines“ (siehe Infobox) ist soeben erschienen. Im Eigenverlag, das Management übernimmt Vater Hofer im oberschwäbischen Kronburg. Fast zu bescheiden. Denn Hofers musikalische Fähigkeiten und ihr künstlerischer Output haben sicher noch viel mehr Aufmerksamkeit und Verbreitung verdient.

Was nicht heißt, dass sie unter dem Radar des großen Business läuft. Fusion-Rock ist traditionell nicht der kommerzielle Erfolgsgarant. Big Business machen damit die wenigsten. Steve Vai sicher. Dahinter wird es schon eng. Aber: Dass dort im Allgäu eine wirkliche Ausnahmemusikerin beheimatet ist, das ist seit einiger Zeit durchaus in der deutschen Musikbranche ein größeres Thema. Wenn es für Yasi Hofer auch bedeutet, ihre eigene, doch eher kleine Fusion-Rock-Welt für eine gewisse Zeit zu verlassen.
Die No Angels haben sich ihre Gitarrenkünste für Live-Konzerte gesichert, dann Helene Fischer. Im vergangenen Jahr vor mehr als 100.000 Menschen auf dem Münchener Messegelände zum Beispiel. „Das war schon eine mega Erfahrung“, bekennt Yasi Hofer. Und irgendwie auch unwirklich im ersten Moment. So ganz anders als alles, was bisher das Musikerinnen-Leben Hofers ausmachte.
„Bei Helene Fischer geht es aber um Helene, nicht um mich“, sagt Yasi Hofer bescheiden. Sie trägt ihren Teil zur bombastischen Show Fischers bei. Sie bekommt auch ihren Auftritt als Solistin. Aber sie bleibt ein kleiner Teil des große Ganzen.
Wenn sie dann wieder mit ihrem Trio auf Tour geht, ist das große Ganze um ein Vielfaches kleiner. Aber es ist echt Yasi Hofer. „Mein Baby“, wiederholt sie sich ganz bewusst. Denn letztlich ist das trotz aller beeindruckenden Gigantomanie des Tourlebens mit Helene Fischer und anderen Pop-Größen das Wahre und Wichtige im Leben der Musikerin Yasi Hofer aus Kronburg im Allgäu: ihre eigene Musik.

Mein neues Album hat einen sehr langen Weg bis hin zur Veröffentlichung gehabt“ so Hofer im Gespräch mit unserer Zeitung. Bisher gab es ja von ihr alle zwei Jahr ein neues Album. Diesmal hat es vier Jahre gedauert. Aus vielerlei Gründen, auch, weil sie eben so mit anderen Projekten befasst war. „Es ist ein sehr persönliches Werk geworden“, so Hofer. Das Album begleite Phasen in ihrem Leben, „die nicht ganz leicht waren“. Bei diesem Album sei eigentlich fast alles ganz anders gekommen, als geplant. „Und genau das macht es jetzt so besonders. Ich bin total stolz auf das fertige Produkt und sehe es als mein am meisten gereiftes Album.“