Burg Wilhelmstein : Publikum empfängt Angelo Kelly mit glänzenden Kleeblättern
Würselen Angelo Kelly & Family machen mit ihrer „Irish Summer Tour“ in Würselen Halt. Die Konzertbesucher beweisen Textsicherheit – und Sympathien für Irland.
Nach einem schwülen Tag schickt das Gewitter Schauer, nebelige Luft und eine Kühle, die manchen Besucher in Flipflops und Sommerhemd auf Burg Wilhelmstein in Würselen-Bardenberg frösteln lässt. Andererseits: Erinnert das nicht ein bisschen an das irische Wetter? Was könnte es an diesem Abend Besseres geben als einen Song wie „Irish Heart“, mit Kraft und Zuversicht von Angelo Kelly ganz dicht am Bühnenrand gesungen?
Die Fans von Angelo Kelly & Family bei ihrer „Irish Summer Tour 2022“ sind gut vorbereitet. Grüne aufblasbare Kleeblätter als Zeichen der Sympathie für die Insel glänzen überall im Publikum, einige Frauen tragen beleuchtete Blumenkränze in den Haaren, Kinder hüpfen lustig herum. Selbst Lieder mit zahlreichen Strophen werden im großen Chor perfekt mitgesungen.
Angelo Kelly (Jahrgang 1981) ist nicht mehr der kleine Junge mit den blonden Locken, der zauberhaft sein „Sometimes I Wish I Were an Angel“ schmettert. Doch er bleibt ein herzlicher, aufmerksamer Familienmensch und ein Entertainer, der alle mitreißt. Er ist mit einer hochmotivierten und kraftvollen Band unterwegs, die vom harten Rock bis zu Folk und Jazz alles kann.
Vor allem ist er aber mit seiner „Family“ unterwegs, also auch mit Ehefrau Kira, die ruhig singend in der Runde steht. Bei ihren Solo-Songs blüht ihre wundervolle Stimme auf. Die fünf Kinder Gabriel Jerome (21), Helen Josephine (19), Emma (16), Joseph Ewan (11) und der kleine William Emanuel sind auch dabei. Letzterer, bald sieben Jahre alt, singt ebenfalls tapfer mit, muss dann aber ins Bett.
Von Kira Kelly stammt der Song „Stay With Me“, der noch vor Erscheinen des Albums „Coming Home“ (2020) erfolgreich veröffentlich wurde und bei diesem Konzert auf Burg Wilhelmstein ganz zu Anfang die Richtung anzeigt.
Die Menschen beim Open-Air-Konzert auf der Burg sind begeistert von druckvollen rockigen Titeln, von der Frische des Programms, und schmelzen dahin, wenn die typisch irischen Anklänge träumerische Weite und den Ausstieg aus einem gar nicht so romantischen Alltag bieten.
Die Mischung stimmt, Angelo Kelly weiß seit Kindertagen, wie das geht, doch die Show ist dennoch nicht nostalgisch. Mit den erwachsenen Kindern Helen und Gabriel hat Vater Angelo Talente an seiner Seite, die professionell nach vorn gehen. Kelly zieht sich in solchen Momenten stolz zurück.
In einer lockeren Moderation sorgt er für Nähe zum Publikum. Nach der Corona-Zwangspause sind alle froh, wieder Titel wie „The Galway Girl“ oder das feinsinnige „Mary Did You Know“ zu singen, das nicht nur zur Weihnachtszeit berührt. „Liberty“ bleibt ein Song mit Tiefe, gerade jetzt beim Blick in die Welt. Alle springen auf, lieben „Lord of the Dance“, schwingen mit beim melodischen „Go Tell It to the Mountains“, beim Kultsong „Country Roads“ ohnehin, und wünschen sich, dass Angelo Kelly und seine Familie den „Wild Rover“ immer weiter und weiter singen.
Das tun sie tatsächlich, denn Kelly stellt fest: „Ich habe genau gesehen, dass einige von euch ,An der Nordseeküste‘ gesungen haben!“ Das kann er auch. Leuchtstäbe, Handy-Lampen und ganz viel Applaus, obwohl die Hände bereits vom Mitklatschen rot sind – aber immerhin warm.
Angelo Kelly fegt mit Dynamik über die Bühne, entfacht am Schlagzeug ein gigantisches Donnerwetter und bleibt liebevoll bemüht um seine große Truppe. Die Mischung stimmt beim „Irish Summer“. Ein neuer Schauer regnet die Menschen auf dem Weg zu den Parkplätzen nass. Alle sind beschwingt.