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Norwegische Kammermusik: Aachener Sinfonieorchester entführt in „Skandinavische Weiten“

Norwegische Kammermusik : Aachener Sinfonieorchester entführt in „Skandinavische Weiten“

Norwegische Kammermusik von Edvard Grieg, zwischendurch etwas Arvo Pärt: Am Ende schallt viel Beifall durch das Spiegelfoyer des Aachener Theaters.

Auf seiner musikalischen Europa-Tournee macht das Aachener Sinfonieorchester auch in den Kammerkonzerten Station. Emotionsgeladene norwegische Kammermusik von Edvard Grieg und ein kurzer Abstecher ins estnische Baltikum mit einem klingenden Beruhigungstonikum von Arvo Pärt prägten das 1. Kammerkonzert im voll besetzten Spiegelfoyer des Theaters, das unter dem Motto „Skandinavische Weiten“ steht.

Dass sich Grieg mit dem Streichquartett und überhaupt mit größeren Formaten schwertat, hört man auch seinem einzigen vollständigen Quartett in g-Moll op. 27 an. Grieg ist ein Meister der Miniatur, der immer dann zur Hochform aufläuft, wenn er von Volksliedern und -tänzen inspirierte Stimmungsbilder erstehen lassen kann. Dadurch behält auch sein Streichquartett seinen Reiz, indem die weitgespannten Sätze in diverse Episoden zerfallen, die allesamt von der plastischen Gestaltungskraft des Komponisten zeugen.

Die Aachener Streicher Benjamin Gatuzz und Robin-Lynn Hirzel (Violine), Martin Smykal (Viola) und Daniel Wenzel (Violoncello) hätten sich ruhig ein wenig mehr Zeit lassen können, um den atmosphärischen Charme des Werks deutlicher herauszustellen. Mit ihrer emotional intensiven Interpretation bewiesen sie jedoch eindrucksvoll, dass mehr dramatische Sprengkraft in dem Quartett steckt als man erwarten durfte.

Griegs Violinsonate Nr. 2 in G-Dur op. 13 ist knapper gefasst und wird im Wesentlichen von den gleichen Impulsen gesteuert wie das gewichtigere Quartett. Die Geigerin Anja Busemann und ihre Partnerin am Klavier, Hella Westendorf, blieben dem melodischen und tänzerischen Gehalt des Werks nichts schuldig. Ein wenig verloren nahm sich zwischen den Grieg-Blöcken Arvo Pärts auf extrem reduzierte Tonfolgen und Akkordbrechungen gepresstes Stillleben für Violine und Klavier, „Spiegel im Spiegel“, aus.

Viel Beifall für ein anregendes und mit Überraschungen gespicktes Konzert.