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Aachen: Mit „krabbelnder” Lebendigkeit

Aachen : Mit „krabbelnder” Lebendigkeit

Zum Abschluss und glänzenden Höhepunkt der 22. Aachener Bachtage hatten sich der Aachener Bachverein und Wolfgang Karius eine große Aufgabe gestellt.

In keinem anderen Oratorium von Händel tritt der Chor so in den Vordergrund wie in „Israel in Egypt”. Mit großen Hymnen, kontrastierenden Stimmungen und effektvollen Lautmalereien strahlte der Aachener Bachverein in warmer Tongebung und sicherem musikalischen Gespür.

Mit sauberer Intonation und rhythmischer Sicherheit bekamen die Fliegen und Läuse krabbelnde Lebendigkeit und die Fluten des Roten Meeres ihre verheerende Gewalt. Der feierliche Schlusshymnus ließ in seiner jubilierenden Monumentalität keine Wünsche offen.

Karius leitete den Chor mit präziser Hand, in den fragilen Solopartien schaffte er die Gratwanderung zwischen künstlerischer Freiheit der Solisten und Präzision des Orchesters. Die beiden Sopranistinnen Sabine Schneider und Claudia Lawong passten in Klangfarbe und Gestaltung ausgezeichnet zusammen, ihre Stimmen erfreuten besonders durch die Klarheit in der Höhe.

Doch während sie zu einer etwas sehr lyrischen Ausgestaltung ihrer Partien neigten, fehlten Tobias Scharfenberger und besonders Stefan Saus ein wenig die Ruhe. Doch auch hier erfreute die gelungene Klangmischung der beiden Stimmen.

Hans-Josef Ritzerfeld gestaltete gut verständliche Rezitative. Die gelungenste Solobesetzung war der Altus Yosemeh Adjei, der mit zarter Lyrik und barocker Tongestaltung dem alten Gesangsstil am nächsten kam.

Das Hamburger Barockorchester spielte unter seiner Konzertmeisterin Gesine Hildebrand mit warmem Ton und rhythmischer Prägnanz und schaffte damit Farben und Stimmungen von großer Intensität.