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Aachen: Meisterkonzert: Midori und Westdeutsche Sinfonia

Aachen : Meisterkonzert: Midori und Westdeutsche Sinfonia

Ein Weltstar war zu Gast in der Reihe der Meisterkonzerte: Midori, japanische Geigerin von höchstem Renommee, spielte zusammen mit der Westdeutschen Sinfonia unter der Leitung von Dirk Joeres Felix Mendelssohn-Bartholdys Violinkonzert e-Moll und bescherte den Veranstaltern einen erfreulich gut besuchten Saal im Aachener Eurogress.

Die zierliche junge Frau glänzte denn auch bei der Gestaltung ihres Soloparts mit umwerfendem Musiziertemperament und makelloser Technik. Ihr nicht sehr großer, aber kostbarer und schlanker Geigenton scheint wie geschaffen für Mendelssohns Konzert, gewinnt ihm alle nur möglichen gestalterischen Facetten ab, berührt in den lyrischen und brilliert in den virtuosen Passagen.

Publikum begeistert

Dabei macht sie es ihrem Dirigentenpartner Dirk Joeres nicht leicht, nimmt sie sich doch viele Freiheiten im Tempo, die von Joeres aber nahtlos aufgefangen wurden. Dass die Bläser in dem kniffligen Finale mit dem vorwärts drängenden Temperament der Geigerin nicht Schritt halten konnten, war nur eine Marginalie.

Dem begeisterten Publikum bot Midori als Zugabe das Preludio aus der dritten Solo-Partita E-Dur von Johann Sebastian Bach, einfach hinreißend musiziert. Die Westdeutsche Sinfonia erwies sich bei ihrem ersten Auftritt in Aachen als ein klanglich glänzend organisiertes Ensemble von hohem spieltechnischem Niveau in allen Instrumental-gruppen.

Transparenter Gesamtklang

Joeres erzeugt mit seinem Klangkörper einen transparenten, hervorragend durchstrukturierten und ausgehörten Gesamtklang, der Ludwig van Beethovens Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ zu Beginn und der 1. Serenade D-Dur von Johannes Brahms im zweiten Teil gut zu Gesicht stand.

Die Dramatik von Beethovens Ouvertüre arbeitet Joeres nicht zuletzt durch schroffe Bläserakzente heraus, während er die alle sechs Sätze der Brahms-Serenade durchziehende Heiterkeit und schwerelose Fröhlichkeit mit großer gestalterischer Souveränität erlebbar macht. Geradezu ein Glücksfall, dem im Konzertsaal selten zu hörenden Stück in einer solch mustergültigen Aufführung zu begegnen.

Das Scherzo aus Beethovens 1. Sinfonie wurde dem Publikum als mitreißende Zugabe geboten.