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Aachen: Massive Proteste bis zum Tag der Wahrheit

Aachen : Massive Proteste bis zum Tag der Wahrheit

Die Streichliste zur Abwehr des finanziellen Desasters im Bistum Aachen wird immer länger: Im Aachener Priesterhaus Maria Rast brüten seit Freitagabend Generalivikariat und Vertreter der Räte über einem weiteren Sparpaket.

Während vor dem Portal mehr als 100 Mitarbeiter im Schneeregen gegen den drohenden Jobverlust demonstrieren, wird innen über den Abbau hunderter Arbeitsplätze, die Auflösung der Regionalstellen und mehr debattiert. Hinter vorgehaltener Hand ist draußen von der geplanten Auflösung von weit über 100 Kindergartengruppen in katholischer Trägerschaft die Rede.

„Brauchen externen Sachverstand”

Ausgeschlossen wird nach den verheerenden Nachrichten der letzten Monate von den Beschäftigten nichts mehr. Um 50 Millionen Euro soll der Haushalt in den nächsten drei Jahren entlastet werden. Die Initiative „Zukunft Arbeitsplatz Kirche” hat einen Sieben-Punkte-Plan bis 2012 vorgeschlagen. Kernforderung: keine betriebsbedingten Kündigungen, statt dessen Gehaltsverzicht und sozialverträglicher Personalabbau. „Wir können nicht akzeptieren, dass trotzdem Menschen auf die Straße gesetzt werden sollen”, betont ZAK-Mitglied Josef Meiers. Und Dieter Freyaldenhoven von der Mitarbeitervertretung fügt hinzu: „Wir brauchen dringend externen Sachverstand, um diese Krise zu bewältigen.”

Dass sich rund 90 Priester in einer Resolution gegen die eigene Bistumsleitung stellen, begrüßt ZAK-Sprecher Gerd Mertens ausdrücklich. „Diese Solidarität freut uns sehr. Das ist eine beispiellose Reaktion der Priesterschaft. Vielen ist es sicherlich nicht leicht gefallen, ihrem Dienstherren so zu widersprechen.”

Große Kundgebung am 14. Mai

Hält das Generalvikariat nach diesem Beratungs-Wochenende an den Kündigungsplänen fest, folgen weitere Protest-Aktionen von ZAK - bis zum 14. Mai. An jenem Freitag ist eine große Kundgebung auf dem Aachener Katschhof geplant. Denn der 15. Mai gilt als der Tag der Wahrheit. Dann muss Generalvikar Manfred von Holtum dem Kirchensteuerrat das Konsolidierungskonzept und einen überarbeiteten Haushaltsentwurf 2004 präsentieren - wahrscheinlich mit einem millionenschweren Personal-Einsparungsposten zu Lasten hunderter Mitarbeiter.

Erst in der Woche darauf findet die nächste Verhandlungsrunde zwischen Bistumsleitung und der Kommission zur Ordnung des diözesanen Arbeitsvertragsrechtes (KODA) statt: zur Streichung des Urlaubsgeldes der verbliebenen Mitarbeiter ab dem Jahr 2005...

Zum Thema:

Energisch hat Christa Nickels (MdB/Grüne) der Darstellung widersprochen, die Finanzprobleme des Bistums Aachen seien auf die Steuerreform der Bundesregierung zurückzuführen: „Unser Bistum steht vor einem zusätzlichen Schuldenberg von 30 Millionen Euro, weil es über einen Zeitraum von fünf Jahren die Gelder für das Clearing-Verfahren nicht zurückgelegt hat”, schreibt Nickels in einem offenen Brief. „Andere Bistümer, so zum Beispiel Essen und Köln, waren durchaus in der Lage, diese Ausgleichszahlungen an die süddeutschen Bistümer im Voraus zu berechnen und die Mehrbelastungen einzuplanen.”