Aachen : Markus Acher zelebriert Klangkunst auf Knien
Aachen Ob Markus Acher klerikalen Einflüssen zugetan ist, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Fakt ist: Das Konzert mit seiner Formation Rayon in der Aachener Citykirche hat das musikalische Multitalent über weite Strecken auf Knien bestritten.
Die tiefer gelegte Haltung resultierte allerdings weniger aus sichtbarer Demut vor der Kulisse, sondern vielmehr von der atemberaubenden Menge an Instrumenten und tongebenden Gegenständen, die Acher und seine vier Mitmusiker auf dem Kirchenboden drapiert hatten. Mit ihnen zauberte das Quartett atemberaubende Klangcollagen in den weiten Raum, die viele der rund 300 Besucher begeisterten — und nur wenige irritierten.
In den vergangenen 20 Jahren hat Acher unter seinem Alias Rayon vor allem Filmmusik komponiert, der Auftritt im Rahmen des Kulturfestivals der Städteregion Aachen war erst der dritte in dieser Formation — nach Gastspielen in München und Berlin.
Es sei eben aufwendig, die Fülle an Instrumenten zu transportieren, lautet Achers knappe wie einleuchtende Erklärung. Das instrumentale Fundament des Abends, der weniger ein Konzert als vielmehr eine tiefe musikalische Inszenierung offenbarte, bildeten Flügel, Vibraphon, Marimbaphon und Harmonium. Dazu gesellten sich wirkungsvoll eingesetzte Elektroniktüfteleien. Digitale Technik spielte nur eine Nebenrolle, vielmehr kamen etwa eine elektrische Zahnbürste, ein Walkman und ein altes Mobiltelefon zu konzertanten Ehren.
Wie viele Stücke letztlich zu hören waren, wissen wohl nur die Protagonisten. Man habe exklusives Material dabei, hatte der für seine Zurückhaltung auf der Bühne bekannte Acher zu Beginn lediglich angekündigt.
Ohnehin funktioniert Rayon offenkundig als Gesamtwerk, und Markus Acher liefert einmal mehr den Beweis, das große Klangkino eben auch aus der Provinz in die Städte fließen kann, anstatt wie so oft umgekehrt.
Am Ende des rund einstündigen Auftritts stand reichlich Applaus. Als Zugabe wurde kurzerhand ein Stück wiederholt — was dem Wohlwollen des Publikums keinen Abbruch tat.