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„Piano Days“ in Eupen: Mal beherzt zupackend, mal auf Samtpfoten am Klavier

„Piano Days“ in Eupen : Mal beherzt zupackend, mal auf Samtpfoten am Klavier

Der Alte Schlachthof in Eupen stand am letzten Wochenende ganz im Zeichen der rundum gut besuchten „Piano Days“, die die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten des Klaviers aus denkbar unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten.

Während sich die „Grandbrothers“ als Grenzgänger zwischen Klassik und Electro präsentierten, unterzog Jean-Christophe Renault Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ minimalistischen Mutationen. Für einen weiteren Höhepunkt sorgte zum Abschluss die junge russische und unserer Region eng verbundene Pianistin Olga Scheps, die am Anfang einer großen internationalen Karriere steht.

In Eupen zeigte sie sich von erfreulich unterschiedlichen Seiten. Die düster gefärbte Sonate in a-Moll KV 310 von Wolfgang Amadeus Mozart, entstanden unter dem Eindruck des plötzlichen Todes der Mutter, ging Olga Scheps zum Auftakt beherzt an und betonte konsequent den Ernst und die inneren Spannungen des Werks. Nichts geriet verzärtelnd, aber auch nichts vergröbernd. Die stoische Ruhe, mit der sie, stilistisch grenzwertig, das zum Adagio verlangsamte Andante bis zum letzten Ton erfüllte, verdient Respekt.

Auf Samtpfoten näherte sich die Pianistin vier Arrangements schmuseweicher Songs von „Scooter“. Die schlichten melodischen Muster frischte die Pianistin mit fantasievollen Variationen auf, die sie mit ihrer differenzierten und zarten Anschlagspalette zum Klingen brachte. Eine Klangkultur, die sich auch in den drei „Gymnopédies“ von Erik Satie fortsetzte.

An Grenzen gestoßen

Einen harten Schnitt setzte Olga Scheps dann mit drei Sätzen aus Igor Strawinskys „Petruschka“-Ballett. Immens schwierige Stücke, bei denen die an sich üppigen spieltechnischen Möglichkeiten der Künstlerin an ihre Grenzen stießen. Da konnte das motorisch strenge Tempo nicht immer eingehalten werden und der harten rhythmischen Textur fehlte es bisweilen an der nötigen Härte. Bei ihrer kaum weniger schwierigen Zugabe von Prokofieff wurden diese Einschränkungen nicht merkbar. Allerdings fordert Strawinsky dem Interpreten noch größere Flexibilität ab als sein Kollege Prokofieff.

Mit Tschaikowskys „Nussknacker“-Suite in der Bearbeitung von Mikhail Pletnev tummelte sich die Musikerin wieder in ihrem Element. Die kapriziöse Ouvertüre erklang wie ein fein geschliffener Diamant, die Nationaltänze überzeugten durch rhythmische Präzision und in den lyrischen Teilen zahlte sich erneut die feine Anschlagskultur der Musikerin aus.

Ein beeindruckender Abschluss der „Piano Days“, den das Publikum begeistert feierte, wofür sich Olga Scheps mit zwei Zugaben von Prokofieff und Chopin bedankte.