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Aachen: Magischer Tanz mit großer Ästhetik

Aachen : Magischer Tanz mit großer Ästhetik

Nur langsam gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit. Schemenhaft ließen sich die ersten Bewegungen erahnen, die der Tänzer und Choreograf Leonard A. Cruz - ganz in Schwarz gekleidet - auf die weiße Bühne zauberte.

Bedrückend dabei vor allem die Stille, die nur selten durch musikalische Einschübe gebrochen wurde. Der Tänzer und Choreograf von den Philippinen hatte bei dem dritten Schrittmacher-Wochenende mit einer eindrucksstarken und zugleich überaus gefühlvollen Performance überzeugt. Deutungen und Assoziationen überließ der Künstler seinem Publikum, das gerade davon fasziniert war.

„Das habe ich in Deutschland gelernt”, so Cruz. In den USA habe man besonders Wert auf die Technik gelegt, aber hier läge der Schwerpunkt auf Bewegung und Ausdruck des Tanzes, auf der Qualität der Entdeckung, „wohin es mit dem Körper geht”, meint Cruz. Das Solo-Stück „Mechanical Construction for 1” zeigte diesen Weg, bei dem man zu keinem Zeitpunkt konkret wusste, wohin genau er gehen würde.

Nach und nach illuminierte sich die Bühne (Bühne und Licht: Detlef Thomas), Cruz bewegte sich mal stolpernd, geradezu grotesk unmenschlich, mal waren die Bewegungen weich, geschmeidig, und lasziv. Im Spannungsfeld der Gegensätze entwickelte er eine große Ästhetik. Gefühle von Betroffenheit und Trauer stellten sich ein.

Das war Ausdruckstanz in Perfektion, der sich deutlich an die Lehren Rudolf von Labans aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts orientierte. Labans Raumharmonielehre, die vor allem raumdynamische Prozesse untersuchte, hätten ihn inspiriert, genauso wie György Ligetis „Poème symphonique für 100 Metronome” (komponiert 1962), erläutert Cruz.

Auf drei Fernsehbildschirmen im Hintergrund wurden daher später die übereinander projizierten 100 Metronome zur außergewöhnlichen Kulisse (Video: Jörg Oswald). Es entstand eine zunächst dichte Geräuschkulisse durch das zeitversetzte Tickens, das im Verlauf des Stückes immer geringer wurden, bis zum Schluss nur noch ein einziges Gerät übrig blieb. Ein kleines Geräusch mit großer Wirkung.