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Aachen: Ludwig Forum gibt Einblicke in wilde Jahre und Videoschätze

Aachen : Ludwig Forum gibt Einblicke in wilde Jahre und Videoschätze

Einen kleinen Einblick in die Forschungsarbeit am Aachener Ludwig Forum gibt jetzt eine dreiteilige Präsentation, die sich der wissenschaftlichen Erschließung der hauseigenen Videoarbeiten und der Rekonstruktion der „wilden Jahre“ in Aachen widmet.

Jener Zeit, als der blutig geschlagenen Nase von Joseph Beuys im Audimax 1964 eine ganze Welle von provokativ-künstlerischen Aktionen die Stadt überrollte.

„Plattform Aachen“ nennt sich das Projekt, das diesen Teil der lokalen Geschichte aufarbeitet. Kurator Benjamin Dodenhoff hat ausgewählte Originaldokumente im ersten Stock in Vitrinen drapiert, die an die denkwürdigsten Momente der Epoche erinnern: zum Beispiel an das Jahr 1977, als sich der Amerikaner Alan Sonfist für einen Tag in den Affenkäfig des Aachener Tierparks einsperren und beobachten ließ.

Aus den Anfängen der 1970 gegründeten Neuen Galerie — Sammlung Ludwig stammen viele der 200 hauseigenen Videoarbeiten des Ludwig Forums. Das von der Volkswagen-Stiftung geförderte Projekt ihrer Aufarbeitung und Digitalisierung ist jetzt nach dreieinhalb Jahren beinahe abgeschlossen. Die Kuratorinnen Jenny Dirksen und Lou Jonas wählten aus diesem Videoarchiv für eine Schau im Untergeschoss des Ludwig Forums zwölf Werke aus: darunter von so namhaften Künstlern wie Jochen Gerz, Ulrike Rosenbach, Chris Burden und Bruce Nauman. Erstaunlich, dass Ulrike Rosenbach bereits 1978 bei ihrer Videoperformance „Tanz um einen Baum“ eine Art früher GoPro benutzt hat: eine am Handgelenk festgebundene Actionkamera.

In der Serie Videozone ist im kinomäßig ausgestatteten Space des Ludwig Forums der Film „The Ugly One“ des französischen Regisseurs, Fotografen und Installationskünstlers Eric Baudelaire zu sehen. Gezeigt wurde er 2013 zum ersten Mal auf dem Filmfestival in Locarno.

„The Ugly One“ entstand aus einer Zusammenarbeit mit dem japanischen Filmemacher und ehemaligen Linksaktivsten Masao Adachi. Die beiden produzierten einen filmischen Mix aus Liebesgeschichte und politischer Erzählung, aus Dokumentation und Fiktion. Dabei geht es um die inneren Konflikte von Widerstandskämpfern und überhaupt um den Sinn von politischem Widerstand. Kuratorin Miriam Lowack stellt dazu die ins Englische übersetzten Drehbuchszizzen Adachis aus. 101 Minuten lang dauert der Film, am Ende kommen Lili und Michel zu einem überzeugenden Schluss: dass Gewalt und Gegengewalt zu keiner Lösung führen.