Köln : Letzte Lese auf Kölns einzigem Weinberg
Köln Mit Napoleon braucht man Franz-Josef Antwerpes erst gar nicht zu kommen: „Hören Sie mir auf! Dieser Franzose hat mit seinem Minderwertigkeitskomplex den Weinanbau in Köln zerstört.”
Beim Thema Wein ist Antwerpes in seinem Element. 21 Jahre lang war er als Kölner Regierungspräsident der einflussreichste Beamte des Rheinlands. Seine Passion gilt jedoch dem Weinbau.
1981 hatte er am Kölner Regierungspräsidium 20 Weinstöcke gesetzt. Um sie kümmerte er sich auch noch, als er in den nicht ganz freiwilligen Ruhestand geschickt wurde. Doch auch damit ist es nun vorbei: Am Dienstag erntete Antwerpes zum letzten Mal die Trauben seiner Spätburgunder-Reben. Diese haben bereits das ehrwürdige Alter von 25 Jahren erreicht und tragen nicht mehr viel.
Historische Mission
Auch ist die Pflege zu aufwändig geworden. Bisher hat der „Kleinkölnhausener Zuckerberg” 17 Jahrgänge hervorgebracht. Der Wein war für wohltätige Zwecke versteigert worden und hatte immerhin 50.000 Euro erwirtschaftet. Als Winzer sieht sich Antwerpes in historischer Mission. Köln war eine große Weinbauregion, eben bis Napoleon kam.
Er plädiert für die reine Lehre: Verächtlich näselnd imitiert Antwerpes die Aussprache von „Modesorten” wie Chardonnay oder Pinot Grigio. Keine Gnade finden bei ihm auch die angesagten kalifornischen Weine: „Ein Gesöff ohne Charakter. Legen sie den drei Jahre in den Keller, dann können sie ihn wegschütten.” Er selbst schwört auf einen prallen Spätburgunder. Ein edles Getränk, das erst nach einigen Jahren im wohl temperierten Keller seinen Charakter entfalte, so Antwerpes. Bis zu 250 Euro bietet die Kölner Prominenz für eine der raren Flaschen. Kölns Alt-Oberbürgermeisters Norbert Burger (SPD) hatte den Wein von Antwerpes übrigens einst einen „suure Hung” (sauren Hund) gescholten und damit die Winzerehre seines Parteifreundes schwer verletzt.