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Leverkusen: Lauretas Odyssee führte auch nach Erkelenz

Leverkusen : Lauretas Odyssee führte auch nach Erkelenz

Das aus einem Leverkusener Krankenhaus entführte neugeborene Baby Laureta war nach Polizeiangaben zu keinem Zeitpunkt in Lebensgefahr. „Das Kind ist gut versorgt worden, sowohl von der Haupttäterin als auch von den Mittätern”, sagte Dirk Göddertz von der Polizei am Montag in Leverkusen.

Das Motiv der 39 Jahre alten mutmaßlichen Haupttäterin sei noch unklar. Das Baby war am Mittwoch entführt und am Samstag wieder aufgefunden worden. Die 39-Jährige und zwei 18 Jahre alte mutmaßliche Komplizen sitzen in Haft.

Zu Vermutungen, die Haupttäterin habe Lösegeld erpressen wollen, sagte Göddertz lediglich, die Ermittlungen dauerten noch an. Dass die Frau das Baby im Auftrag eines Menschenhändlerrings entführte, schloss Göddertz aus. Sie habe persönliche Gründe gehabt. Ein unerfüllter Wunsch nach eigenen Kindern komme nicht in Frage, denn die mutmaßliche Kidnapperin sei mehrfache Mutter.

Die Frau hat gestanden, die kleine Laureta am Mittwoch fünf Stunden nach ihrer Geburt aus den Armen ihrer Mutter entführt zu haben. Dabei gab sich die Kidnapperin als Hebamme aus. Sie trug das Baby auf dem Arm durch den Haupteingang aus dem Krankenhaus, fuhr mit dem Zug nach Köln, spazierte dort mit Laureta durch die Innenstadt und brachte ihr Opfer schließlich zu einem befreundeten jungen Paar nach Erkelenz, um es dort zu verstecken.

Nach Aussage von Polizei und Staatsanwaltschaft gerieten die beiden Mittäter durch die Berichterstattung in den Medien stark unter Druck. Deshalb riefen sie die Entführerin an, die das Kind am Samstag wieder abholte und in Düren in einen Aufzug legte. Ihr Ziel sei gewesen, dass das Baby in dem häufig benutzten Aufzug sofort gefunden würde, sagte Göddertz. Zeugenaussagen hatten die Polizei auf die Spur des Paares gebracht, das die Entführerin verriet. Sie wurde am Bahnhof in Wuppertal festgenommen.

Laureta und ihre Mutter waren am Montag noch im Krankenhaus. Die Leverkusener Polizei hatte mit der 50 Leute starken Sonderkommission „Schnuller” nach Laureta gefahndet. Die mutmaßliche Kidnapperin habe ihr Opfer völlig willkürlich ausgesucht, sagte Göddertz. Sie sei in Leverkusen aus dem Zug gestiegen und habe sich nach einem Krankenhaus erkundigt.

Dort sei sie in das erste Zimmer auf der Neugeborenenstation gegangen und habe die Mutter im ersten Bett an der Tür angesprochen und behauptet, sie sei Hebamme und hole das Baby ab. Göddertz sagte, als Sicherheitsmaßnahme gegen derartige Entführungsversuche erschienen ihm Chiparmbänder sinnvoll, die Babys und Müttern in einigen Kliniken neuerdings ums Handgelenk gebunden würden und Alarm auslösten, wenn das Kind zu weit von der Mutter weggebracht werde.