Bedburg-Hau : Landschaft ohne Horizont: Fotos mit Finte im Museum
Bedburg-Hau Nah oder fern, groß oder klein: Das ist hier die Frage. Knapp 80 irritierende Fotografien, die alle üblichen Sichtweisen unterlaufen, zeigt das Museum Schloss Moyland am Niederrhein bei Bedburg-Hau.
Bis zum 15. August sind die Arbeiten von 15 international bekannten Fotokünstlern zu sehen, die alle ein einfacher Kniff verbindet: Sie verzichten auf die übliche Darstellung des Horizonts.
Das Fehlen der Grenzlinie zwischen Himmel und Erde, der Unterscheidung von Oben und Unten, von Nähe und Ferne, wirkt als fotografische Finte. Die Großfotos des wuchernden Dschungel- Dickichts, das der Foto-Star Thomas Struth 2007 aufgenommen hat, saugen den Betrachter förmlich in die kontur- und schattenlose „Grüne Hölle”. Ob der Düsseldorfer Fotokünstler Andreas Gefeller nun bei „Ohne Titel (Rasen1)” eine laubbedeckte Wiese aus ferner Vogelperspektive oder eine kristalline Mineralstruktur unter dem Mikroskop aufgenommen hat, entschlüsselt sich frühestens beim zweiten Blick.
Der Kölner Fotograf Boris Becker schwelgt mit impressionistischem Licht-Blick auf braungrünen Wiesenhängen oder gewinnt einem frisch abgemähten Stoppelfeld per Nahsicht ästhetischen Reiz ab. Die Gebäude-Quader gesichtsloser Großstädte stapelt der Japaner Taiji Matsue gleich blockweise übereinander, wobei der Verzicht auf Farbe die Tristesse verstärkt. Die schwarzen Ausschnitte toter Flüsse, in denen verendete Fische zwischen Plastikmüll treiben, gestaltet der Chinese Zhao Liang auf dem schmalen Grat zwischen Ästhetik und Ekel zu einer fotografischen Anklage gegen den Umweltfrevel in seiner Heimat.
Und wer glaubt, mit den Fotos Thomas Wredes wie „Haus im Gebirge” (2007) einen ausschnitthaften Blick in wildromantische Berglandschaften zu wagen, den belehrt der Text im Ausstellungskatalog. Der Künstler hat lediglich ein alpenländisches Modell-Häuschen auf einen grünbemoosten Felsen postiert und so mit dem Verzicht auf den klärenden Horizont Auge wie Emotion des Kunstfreundes getäuscht.