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Aachen: Keine fliegenden Teppiche: Sylvia Leydecker gestaltet „Ex oriente”

Aachen : Keine fliegenden Teppiche: Sylvia Leydecker gestaltet „Ex oriente”

Das Zentrum der Macht ist schon aus der Ferne zu erkennen: Über dem Palast des Kalifen von Bagdad erstrahlt ein geheimnisvolles, magisches Licht. Verspiegelte Wände warnen: Hier entgeht nichts der Kontrolle der Herrschenden.

Verspiegelte Wände warnen: Hier entgeht nichts der Kontrolle der Herrschenden. Zwei kleine, aber feine Effekte, die in der Ausstellung „Ex oriente” Akzente setzen werden.

Noch gut eine Woche, dann öffnen sich in Rathaus, Dom und Schatzkammer die Pforten zur Mega-Schau: Bagdad, Jerusalem, Aachen, drei Kulturen, drei Religionen begegnen sich hier - 1206 Jahre, nachdem Karl der Große den jüdischen Kaufmann und Dolmetscher Isaak zu Harun al Rashid, dem Kalifen von Bagdad, entsandte.

Hunderte von kostbaren Exponaten müssen noch in den historischen Räumlichkeiten drapiert werden. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen, zur professionellen Vorbereitung gehört es, dass die Veranstalter eine Expertin für die Ausstattung der Ausstellungsräume engagiert haben: Sylvia Leydecker.

Bunt und lebendig soll sie schon werden, die kulturhistorische Schau. „Aber nicht so aussehen wie Disneyland, fliegende Teppiche wird es nicht geben”, betont die sympathische junge Kölner Innenarchitektin.

„Im Vordergrund steht die klare Aussage der Exponate.” Ihr ordnet sich die Innenarchitektur eindeutig unter, wobei weder Farbe noch Form der einzelnen Räume dem Zufall überlassen werden.

Die Aufbauten im Krönungssaal etwa, der vollständig Bagdad gewidmet ist, entsprechen in ihrer Anordnung dem historischen Grundriss der Stadt. In der Mitte als orientalischer Kern der Basar - „verwinkelt, aber trotzdem klar in seiner Struktur”.

Sylvia Leydeckers Grundidee: die Exponate in einzelnen „Boxen” zu präsentieren, „Räumchen” aus farbig gestalteten Spanplatten im immer gleichen Rastermaß.

Diese architektonische Logik entspricht der besonders um Effizienz besorgten Gestalterin. Sylvia Leydecker: „Wir haben dabei immer auch das Budget im Blick.”

Was die städtischen Auftraggeber offensichtlich bei der Auswahl der Kölner Innenarchitektin wohl zu schätzen gewusst haben.

Nicht eine Lampe und auch nicht eine einzige Vitrine mussten gekauft werden, sie wurden entweder entliehen oder aus dem städtischen Fundus beschafft. „Wir haben zu Anfang erst einmal den gesamten Bestand durchforstet.”

So findet sich nun der Charakter der historischen Gebäude durch einfache, gleichwohl effektvolle Mittel vergegenwärtigt, der Palast des Kalifen zum Beispiel besteht aus superdicken, hohen Wänden, die Macht und Herrschaft zum Ausdruck bringen.

Im Dom, der Aachen als kulturelles und religiöses Zentrum darstellen wird, findet sich auf einfallsreiche Weise auch das Motiv „Reise” geradezu fühlbar dargestellt: Der Ausstellungsbesucher muss einen Weg beschreiten, der aus unterschiedlichstem Matierial besteht: unter anderem Sisal und Knüppelhölzer - all das, was dem historischen Isaak mit seinem weißen Elefanten damals so unter die Füße kam.

Für Sylvia Leydecker bedeutet die Ausstellungsarchitektur gleichfalls das Betreten von Neuland: Spezialisiert ist sie mit ihrer Firma „100 interior” eigentlich auf Innenarchitektur und „Corporate Design” von Anwaltskanzleien.

Die Arbeit für „Ex oriente” findet sie spannend, täglich hat sie die Aufbauarbeiten der beteiligten Messebaufirma in Dom, Rathaus und Kreuzgang überwacht. Möglich, dass ihr ein ganz neues Standbein daraus erwächst...