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Düsseldorf: „Kastriert”: LKW-Europa-Tour mit Kunststoffmännern

Düsseldorf : „Kastriert”: LKW-Europa-Tour mit Kunststoffmännern

Mit einem Kunstwerk aus 66 nackten Männern tourt die Düsseldorfer Künstlerin Claudia Rogge durch Europa.

Die Kunststoff-Figuren knien in gebückter „Gebetshaltung” auf der Ladefläche eines - bis auf das Cockpit - transparenten 7,5- Tonners, mit dem Rogge im vergangenen Jahr als „rollendem Kunstwerk” erstmals Aufsehen erregte.

Damals war sie mit „m o b IL1” - einer mobilen Installation aus 5000 zusammengepferchten Kinder-Kunststoff- Köpfen aufgebrochen.

Start für „m o b IL2” als Fortsetzung ist am kommenden Montag in Düsseldorf.

Die LKW-Tour führt die Künstlerin als Fahrerin zunächst in Richtung Köln, Bonn und Frankfurt, bevor es Rogge - je „en bloc” - in den Norden und Süden der Republik zieht, um dann in Belgien, Frankreich, England, den Niederlanden, Österreich, Tschechien und Ungarn aufzutauchen. Im November kommt das rollende Kunstwerk ins Ruhrgebiet.

Die Männerfiguren werden in drei Etagen zu 20 Stück gestapelt, berichtete Rogge der dpa am Dienstag in Düsseldorf. In einem „ganz geradlinigen, eher militärischen Rhythmus” schauen je elf pro Längsfront aus dem LKW.

In der Arbeit mit den nackten Gebückten stecke kein „tiefenpsychologischer Ansatz”, betont die Künstlerin. Auch nicht in der Tatsache, dass diese „kastriert” seien. Das Detail ihres Geschlechtsmerkmals sei der Einfachheit halber „komplett weggefräst”.

Zunächst interessiere sie künstlerische Form - eine, die auch als „Masse” und im LKW funktioniert. Dass diese dann „konnotiert” ist, dass es zu Interpretationen und Assoziationen kommt, liege in ihrer Absicht. „m o b IL1 und 2 sind kommunikative Projekte.”

Das Spannende an ihnen sei, dass die Reaktionen vom Ort bestimmt würden. So hätten Franzosen angesichts der für „m o b IL1” auf der LKW-Ladefläche getürmten Köpfe oft an die Guillotine gedacht.

Die Interpretationen seien auffallend oft negativ, resümiert die Künstlerin. Dafür sorgten die Menge an Objekten und deren Uniformität.

„Mit Masse haben die meisten Menschen aus historischen wie individuellen Gründen ein Problem.” Allerdings waren die Reaktionen bislang überwiegend konstruktiv. Bei „m o b IL1” hätte sich unter hunderten Passanten höchstens einer mit „Sie spinnen ja” erregt, erinnert sich Rogge.

Die Idee zum rollenden Kunstwerk war im Jahr 2002 nach Maßregelungen durch das Düsseldorfer Ordnungsamt entstanden. Für ihre provokante Darstellung der „Sieben Todsünden” im öffentlichen Raum hatte die Künstlerin unter anderem Installationen aus Schweineköpfen und Rindfleischhälften realisiert.

Als „gepudertes Kind” habe sie sich für den Düsseldorfer Tourneestart eine Sondergenehmigung besorgt. Ansonsten, so Rogge, „bin ich ja beweglich.”