Aachen : Junger Chor Aachen: Jubiläumskonzert auf hohem Niveau
Aachen Eng wurde es in der Kirche Heilig Geist, als der Junge Chor Aachen zum Festkonzert anlässlich seines 50-jährigen Bestehens eingeladen hatte.
Der Andrang zeigte die enge Verbundenheit mit einem Chor, der in besonderer Weise das Musikleben der Stadt bereichert hat und seit seinem ersten Konzert am 9. Oktober 1966 den Anschub für die Gründung weiterer Chöre gab, so dass das Niveau der Aachener Chorlandschaft zu einem beträchtlichen Teil dem damals 23-jährigen Gründer Fritz ter Wey zu verdanken ist.
Ter Wey ist in den 50 Jahren trotz anspruchsvoller anderweitiger Verpflichtungen, unter anderem als Professor in Detmold, seinem Chor nicht nur treu geblieben, sondern hat das Niveau ungeachtet unvermeidbarer Fluktuationen so nahtlos hoch halten können, dass allein für den WDR bis heute über 220 Beiträge eingespielt und gesendet wurden. Überwiegend mit neuer und neuester Chormusik, an die sich andere Chöre noch nicht heranwagten.
Verdienste, die in mehr oder weniger kurzweiligen Dankesreden ausführlich gewürdigt wurden. Dass Fritz ter Wey für das Festprogramm ausschließlich Werke des 20. und 21. Jahrhunderts ausgewählt hatte, überrascht nicht. Eher schon die Vielzahl von ehemaligen Sängern, teilweise noch aus den Gründerjahren, die den aktuellen Stamm an diesem Abend für zwei besonders repräsentative Leckerbissen verstärkten, so dass es auch im Altarraum eng wurde.
Ungebrochene Motivation
Das massive Sängeraufgebot kam nicht nur John Rutters festlichem „Gloria“ zugute, mit dem das Konzert effektvoll abschloss, sondern auch Leonard Bernsteins „Chichester Psalms“ zum Auftakt des Abends. Dass auch in dieser Formation trotz eingeschränkter Probenzeit die nicht einfachen Gesänge in hebräischer Sprache intonationsrein und klangschön gelangen, dass ter Wey auch hier auf eine vorzügliche Artikulation und Phrasierung achtete, spricht für die ungebrochene Motivation aller Sänger aller Altersgruppen und natürlich für die Qualitäten des Leiters. Ein Sonderlob verdienen zudem die Solo-Passagen mit dem glockenreinen Sopran von Judith Smith aus den Reihen des Chors.
Der Junge Chor in seiner aktuellen Besetzung glänzte mit noch schwierigeren Aufgaben. Der Boom, den seinerzeit der legendäre Chor-Guru Eric Ericson in Skandinavien auslöste, erfasste ganz Europa. Neuere Chormusik aus nordischen Landen gehört auch in jedes Programm von ter Wey, der Ericson selbst einiges an Erfahrungen zu verdanken hat.
Der im letzten Jahr verstorbene Norweger Knut Nystedt gehört zu inspiriertesten Köpfen der Szene. Von ihm wurden ein „Gloria“ und „Drei amerikanische Motetten“ vorgetragen, die hohe Anforderungen an Stilgefühl, Klangempfinden, Intonationsreinheit und Flexibilität erfordern. Ansprüche, die die glänzend vorbereiteten Sängerinnen und Sänger mit müheloser Souveränität erfüllen konnten.
Das gilt auch für die Uraufführung der Vertonung des Hesse-Gedichts „Stufen“ durch den belgischen Komponisten Raymond Schroyens. Es war das dritte Werk, das der aus den USA nach Aachen angereiste Komponist für den Jungen Chor komponierte. Ein herbes, klanglich bisweilen sprödes Stück, das durch eine deklamatorisch geprägte Melodik gekennzeichnet ist, wobei sich die Stimmen engmaschig verzahnen. Hier ist diffizile Feinarbeit gefordert, und die wurde geleistet.
Ein würdiges Jubiläumskonzert mit vielen Begegnungen und Danksagungen, wie es sich für einen solchen Anlass gehört.