Kerkrade : Junge Frau verblüfft mit großer Pranke
Kerkrade Mit einem Klavierrecital wurde die neue Saison der vom Pianisten Andreas Frölich künstlerisch betreuten Kammermusikreihe „Orpheo”, Euriade-Podium für junge Künstler, in der Aula Mayor des Klosters Rolduc eröffnet.
Und dieses Eröffnungskonzert war dermaßen spektakulär, dass es ein größeres Auditorium verdient gehabt hätte. Die 18-jährige Pianistin Olga Scheps, inzwischen in den erlauchten Kreis der „Best of NRW” aufgenommen, spielte ein Programm, das selbst gestandene Virtuosen in einer solchen Ansammlung von Schwergewichtigem und spieltechnisch Anspruchsvollen kaum zusammengestellt hätten.
Wer beginnt einen Klavierabend schon mit Franz Schuberts Wanderer-Fantasie? Olga Scheps tat es. Die zierliche, anmutige Person zeigte dabei nicht die geringsten technischen und konditionellen Schwächen, ging mit dieser sperrigen Materie locker um und demonstrierte dabei die Biegsamkeit und Lockerheit von Armen und Händen unter Einbeziehung des gesamten Körpers, die die „russische Schule” verrät. Wenn der Interpretation noch die letzte Reife und Tiefe fehlte, so ist dies eine Frage des Alters.
Bei der Wiedergabe von Sergej Prokofjews 7. Sonate B-Dur fehlte hingegen gar nichts. Das war Virtuosentum pur. Die junge Pianistin hämmerte die perkussiven Ecksätze mit frappierender Motorik in die Tasten, ohne dem Flügel Gewalt anzutun. Nach der Pause dann Frédéric Chopins h-Moll-Sonate.
Olga Scheps bringt pianistisch alles mit, was zur Gestaltung dieses opulenten Werkes vonnöten ist. Da ist der leuchtende, gesangliche Ton, da ist die Fähigkeit zur klanglichen Differenzierung mehrerer Stimmverläufe, da ist auch die „große Pranke”: Das Publikum erlebt voller Staunen und Bewunderung das pianistische Können dieser jungen Frau.
Nach dem Erleben von mehreren Zugaben gehört keine prophetische Gabe dazu, der jungen Dame eine glänzende Karriere vorauszusagen.