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Aachen: Jugendliche rufen nach Bildung und Erziehung

Aachen : Jugendliche rufen nach Bildung und Erziehung

„Bitte bilde mir!” fordert die Christliche Arbeiterjugend (CAJ) im Bistum Aachen. Mit dem provokanten Titel startet sie ein Projekt zur Bildungsfrage. „Die Bildungsdiskussion fährt nicht erst seit den Pisa-Studien eine Schleife nach der nächsten”, wissen die CAJler.

Wie aber denken Jugendliche darüber? Um das herauszufinden und der Öffentlichkeit mitzuteilen, wurde das Projekt ins Leben gerufen. „Es geht darum, möglichst umfassend und gut die Rahmenbedingungen unter die Lupe zu nehmen, in denen Bildung und Erziehung heute stattfinden”, erläutert Melanie Kugelmeier die Zielsetzung.

„Einiges bewegt”

Bei einem Workshop in Herzogenrath am vergangenen Wochenende wurden die Weichen für das Projekt gestellt. Etwa 60 Jugendliche und junge Erwachsene haben zum Teil hitzige Diskussionen rund um Bildung und Erziehung geführt, in einem ersten Brainstorming eine Bestandsaufnahme der eigenen Bildungserfahrungen gewagt und dabei zahlreiche Kritikpunkte ausgemacht.

Auf Plakaten haben sie gute und schlechte Erfahrungen mit Schule, Politik, Religion und anderen Bereichen festgehalten. Es gab Kommunikationszentralen zu verschiedenen Themen. Telekommunikation zum Beispiel fand in einer Telefonzelle statt - mit 19 Teilnehmern. Es gab auch eine KloKommunikation. „Da lag es nahe, das Thema Rechtsextremismus im Klo zu behandeln”, sagt CAJler Sebastian Michels.

Der Workshop verdeutlichte den Teilnehmern, dass Handlungsbedarf besteht. „Dieses Projekt soll kein reines Anprangern sein, und wir wollen auch nicht, dass die Leute in blinden Aktionismus ausbrechen”, betont Sebastian Michels. „Wir verändern damit natürlich auch nicht die Welt, aber wir haben als CAJ in der Vergangenheit Einiges bewegen können und möchten das mit diesem Projekt auch”, ergänzt Melanie Kugelmeier.

Sie erinnert an ein Projekt aus dem Jahr 2000, bei dem die Arbeiterjugend da gehandelt hatte, wo viele bloß wegschauen. Für viel Wirbel hatte unter anderem der Workshop „HIV/Aids” gesorgt. Deren Teilnehmer waren als Kondome verkleidet durch die Aachener Innenstadt gezogen und hatten Fragebögen zum Thema verteilt.

Auch jetzt stehen wieder öffentliche Aktionen im Vordergrund. Sieben Gruppen haben sich gebildet. Darunter zu Armut, Rechtsextremismus, Kultur, Reisen, Freunde, Cliquen und Schule, Politik sowie Jugendverband. Aktionsideen gibt es auch schon, erzählt Katharina Bäumer: Umfragen in Schulen, eine Untersuchung der Bildungschancen von Armen, ein Austausch mit belgischen Jugendlichen sowie die Erstellung eines Positionspapiers, das noch vor den Landtagswahlen im Mai vorgestellt werden soll.

Stolberger Schüler starten eine Aktion mit dem Namen „Gesicht zeigen”. Dafür möchten sie Passanten auf Plakaten verewigen, die Stellung gegen Rechts beziehen. „Alle Gruppen arbeiten nach dem CAJ-Grundsatz Sehen - Urteilen - Handeln”, fasst Bettina Mevissen zusammen. Die Ergebnisse des Projekts werden im Oktober vorgestellt.