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Würselen: Joy Denalane: Eine Stimme voller Leidenschaften

Würselen : Joy Denalane: Eine Stimme voller Leidenschaften

„Gibt es hier ein paar Jazzfans?” fragte Joy Denalane gleich zum Beginn ihres Konzerts in das ausverkaufte Halbrund der Burg Wilhelmstein.

Der verhaltene Applaus als Antwort auf die Frage verwandelte sich spätestens nach der ersten Halbzeit des zweistündigen Konzerts von Denalanes Quartett in frenetischen Jubel.

Mit jazzigen Gesangsharmonien, die sie auf mitreißende Weise in die Eindringlichkeit ihrer Soul-Stimme bettete, ließ Denalane gleich in den ersten drei Nummern des Abends, „Was auch immer”, „Sag´s mir” und „Miscommunication”, HipHop- und Soul-Fans zu Freunden der gemäßigten Improvisation konvertieren.

Auf einem Barhocker sitzend, zog die momentan hochschwangere Tochter eines Südafrikaners und einer Heidelbergerin alle Register ihres gesanglichen Könnens.

Volumen, Nonchalance, Streicheleinheiten und Kraft - in Denalanes Stimme kulminieren die unterschiedlichen Ausdrucksweisen menschlicher Leidenschaften. Wie in „Vier Frauen”, der mehrsprachigen Interpretation von Nina Simones „Four women”, einem Song gegen die Diskriminierung von Andersaussehenden.

Brechts „Fragen” - eine vertonte Anti-Kriegs-Erklärung aus den 40er Jahren - interpretiert Denalane mit bewegender Aktualität. Als sich die 29-jährige Berlinerin schließlich zur ermutigenden „Aufsteh-Hymne” „Höchste Zeit” von ihrem Hocker erhob, machte das Publikum gleich mit. Wohl selten gehen gesellschaftspolitisches Engagement und musikalische Kostbarkeiten eine derart perfekte Symbiose ein, wie bei Joy Denalane.

Nur ein einziges Mal wollte es mit der Interpretation von Fremdkompositionen nicht recht funktionieren. Nämlich beim Billie Holiday-Klassiker „Loverman”, für den Denalanes Stimme nicht rauchig genug klingt.

Egal, schließlich wurde man mit exzellenten Akustikarrangements von Denalane-Hits wie „Wem gehört die Welt?” und „Im Ghetto von Soweto” belohnt. Denalane macht mit ihren drei herausragenden Musikern viel mehr aus ihren Akustik-Abenden, als reduzierte Arrangements ihrer normalerweise elektrisch verstärkten Songs zu bieten. Sie erweckt sie kunstvoll zu neuem Leben.