Jülich : In die sehenswerte Provinz
Jülich Wie können kleine und mittlere Kommunen, die schöne alte Bauwerke aber wenig Geld besitzen, regelmäßig eine große Öffentlichkeit erreichen? Das fragte sich 1997 Dr. Dorothee Esser, damals noch Kulturamtsleiterin in Jülich - und hatte die zündende Idee.
Wenn die großen Städte in der Euregio gemeinsam auftreten, müssen die kleineren das eben auch machen. Im ersten Schritt entstand daraus die Ausstellung „Zeitreisen Euregio”, zu der 31 Kommunen jeweils ein historisches Gebäude im Modell als Exponat beisteuerten. Die Ausstellung wanderte von 2001 bis Ende 2003 durch fast alle teilnehmenden Gemeinden und hatte 35.000 Besucher. Dieser Erfolg machte den Veranstaltern Mut, das Projekt fortzusetzen.
Schilder und Tipps
Angewachsen auf 38 Kommunen und zusammengefasst unter dem Dach eines Vereins nach niederländischem Recht mit Namen „CULTour Euregio” stellten sie einen Förderantrag bei der EU. Der wurde 2003 genehmigt und gilt als größtes Interreg-Projekt - nicht wegen der Gesamtsumme von 500.000 Euro oder der Laufzeit von drei Jahren, sondern wegen der hohen Zahl an kooperierenden Gemeinden aus fünf Provinzen, verteilt auf drei Länder.
Damit war eine große Hürde genommen, aber die inhaltliche Arbeit ging jetzt erst los. Um die zu bewältigen, holten sich die mittlerweile zur Projektleiterin ernannte Dorothee Esser und der Vorstand des Vereins professionelle Hilfe. Für die Strategie und die Planung von Aktionen ist das Aachener Büro für Verkehrs- und Tourismusplanung „aixplan” zuständig. Zusammen mit einem Designbüro entwickelten sie ein Logo und markante orangefarbene Tafeln, die ab Juni sukzessive vor den ausgewählten, historischen Gebäuden der 38 Kommunen aufgestellt werden.
Im gleichen Design bieten Prospektständer Schriften über die Sehenswürdigkeit sowie Informationen zu „CULTour Euregio” an, um die Touristen auch für andere Ziele zu interessieren, die ihnen bisher nicht oder wenig bekannt waren. Eine wichtige Rolle soll dabei das halbjährlich in drei Sprachen erscheinende Journal spielen, das vom „print´n press” Verlag herausgegeben wird. Es stellt nach und nach die teilnehmenden Kommunen vor und listet Veranstaltungstipps und aktuelle Informationen auf.
Erzählte Geschichte
„Wir möchten mit dem Projekt zu einem gelebten Europa und einer gelebten Euregio beitragen und die Kommunikation über die Grenzen fördern”, betont Dr. Esser. Denn „CULTour Euregio” wurde hauptsächlich für die Bewohner des Dreiländerecks konzipiert, die ab dem Sommer auch mittels Pauschalangeboten in ein- und mehrtägigen Ausflügen die Nachbarregionen erkunden können.
Eifrige Besucher, die vier Ziele angefahren und Stempel auf einer Karte gesammelt haben, nehmen an einer Verlosung teil. Für kleine Touristen gibt es auch etwas Besonders: An vielen Stationen wird die Comic-Figur „Jean Histoire” Kindern Geschichte(n) erzählen.